Sonntag, 26. Oktober 2008

Update

So, lange hat es gedauert bis das nächste Update online kam. Ich möchte mich bei Euch allen für die lange Wartezeit entschuldigen. Nachdem der Stress auf Arbeit vorbei war, hab ich leider mit ner Erkältung Bekanntschaft gemacht und letzte Woche habe ich mir mal meine wohlverdiente Woche Urlaub gegönnt.

War ein paar Freunde besuchen und unter anderem in Fulda/Petersberg, wo ich mir am Freitag (24.10.2008) das Stück "Echte Kerle" mit Jo Weil (Oliver Sabel aus Verbotene Liebe) angeschaut habe. Wer es schafft, sollte es sich unbedingt anschauen, es lohnt sich 8-) Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und Tränen gelacht.

Kurz zum Inhalt: Erzählt wird die Geschichte von vier Kollegen, die als Paketboten bei einem privaten Kurierdienst arbeiten. Lilly, die Tochter des Filalleiters benötigt nach einem Unfall dringend Hilfe - eine "Delfintherapie", die jedoch 12.000 Euro kostet. Nun wollen die Angestellten helfen, aber wie? Ihre Ersparnisse reichen nicht aus. Da bringt ein Zeitungsartikel über eine Pariser Travestie-Show die rettende Idee. Männer in Fummel und Pumps, das können wir auch! Der Kampf unserer "Helden" mit zu hohen Absätzen, künstlichen Wimpern und Strapsen ist liebenswert, rührend und voller Komik.

Danach hatte ich noch das Vergnügen mein Idol live und in Farbe zu begegnen. Jo, du bist einfach nur grandious.

À Cause D'un Garçon (Frankreich 2002)

Der 16-jährige Vincent führt ein Doppelleben. Er ist hübsch und schwul – aber noch nicht bereit, sich zu outen. Gelegentlich führt sein Weg nach der Schule direkt ins Bett seines Lovers – um mit ihm eine heimliche L’AMOUR, L’APRÈS-MIDI zu genießen. Von dieser Seite seines Lebens darf natürlich niemand etwas wissen. Schließlich ist Vincent der Star seines Schwimmvereins, absoluter Liebling seiner Eltern und obendrein mit einer wunderschönen Freundin gesegnet. Alles ändert sich schlagartig, als unser Held plötzlich von dem geheimnisvollen neuen Mitschüler Benjamin betört wird – dargestellt von sexy Jérémie Elkaïm. Benjamin flirtet heftigst mit Vincent.


Als dieser jedoch versucht, den ersten Schritt zu tun, weicht Benjamin dem Kuss (noch) aus. Die beiden werden gesehen und am nächsten Tag wissen alle bescheid – dank eines strategisch platzierten Graffitis mitten in der Eingangshalle der Schule. Für Vincent bricht eine Welt zusammen. Aber bald werden ihm die Augen geöffnet, als jeder um ihn anders reagiert, als erwartet…



Seit BEAUTIFUL THING hat man nicht mehr so viele Funken sprühen sehen, wenn sich die ersten Blicke zweier Jungs ineinander verkeilen.


Rules Of Attraction (USA 2002)


Hätte Kubrick AMERICAN PIE verfilmt, dann wäre RULES OF ATTRACTION seiner Vision wohl am nächsten gekommen: Sean (James Van Der Beek), ein misanthropischer Kokser, für den das Leben aus Ficks und Manipulation besteht, Paul (Ian Somerhalder), ein schwuler Zyniker, der sich immer in die falschen Jungs verknallt, und die zerbrechliche Lauren (Shannyn Sossamon), die als Jungfrau meint sich taff geben zu müssen, um zu überleben. Als die drei durch eine Reihe von Zufällen aufeinanderprallen, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für sexuelle Misskommunikation, Drogenkonsum und Gefühlschaos von erheblichem Ausmaß.




Die Studenten des renommierten Camden Colleges, Kaderschmiede der Wohlbetuchten im pittoresken Nordosten der USA, leben nur nach einer Devise: Regeln gibt es keine. In weiteren Paraderollen Faye Dunaway und Swoosie Kurtz als pillenpoppende Mamas – genauso high wie ihre Söhne.







Der bankrotten Moral amerikanischer Bourgeoisie einen in pechschwarzer Satiretinte getauchten Spiegel vorzuhalten war schon immer Brett Easton Ellis erklärtes Ziel. Mit RULES OF ATTRACTION kredenzt uns der Kultautor nach AMERICAN PSYCHO und LESS THAN ZERO ein weiteres Giftpraliné, das die Kritik in den USA wie selten zuvor polarisierte. Regisseur Roger Avary erkannte: Was Kids in den 80ern des letzten Jahrhunderts bewegte, ist auch heute noch aktuell: Die Sprengung moralischer und sexueller Fesseln.






L.I.E. - Long Island Expressway (USA 2001)


Die titelgebende Autobahn, die den sterilen middle-class suburb Long Island mit dem Rest der Welt verbindet, steht auch als Metapher für die Initiation des heranwachsenden Howie in die verwirrende Welt der Erwachsenen und der Sexualität.




Nach dem Tod der Mutter ist Howies Dad hauptsächlich damit beschäftigt, sich an seiner neuen Freundin auszutoben. Der sensible 15-jährige bleibt sich selbst überlassen. Er schließt sich einer Gang an, die aus Langeweile in Vorstadthäuser einbricht. Anführer ist der selbstbewusste Narziss Gary, ein tätowiertes und gepierctes white trash kid mit Engelsgesicht und diabolischem Sexappeal – und zugleich bevorzugtes Objekt Howies erotischer Fantasie. Niemand aus der Klicke ahnt, dass Gary seinen jungen Körper auf dem Autostrich vermarktet.

Bei einem ihrer nächtlichen Streifzüge lassen die Kids Waffen aus dem Haus eines Ex-Marines mitgehen – nicht ohne Folgen. Der im Ort geachtete Vietnamveteran Big John ist den Jungen schnell auf der Spur. Als Gary dann mit einer der Pistolen Richtung Kalifornien verschwindet, wird Howie für den Diebstahl zur Verantwortung gezogen. “Was kannst Du mir geben, was 1000 Dollar wert ist?”, fordert Big John als Wiedergutmachung. Als Howies Vater wenig später wegen zwielichtiger Geschäfte verhaftet wird, nimmt die Beziehung zwischen dem pädophilen 60-jährigen und dem sich seiner Sexualität bewusst werdenden Teen unerwartet enge Züge an...

Das Thema Pädophilie, erst recht die Tatsache, dass der Knabenliebhaber nicht als Horrorfigur gezeichnet ist, war zuviel für Amerikas Moralhüter: Michael Cuestas Debüt bekam das NC-17 rating (ab 17 Jahren freigegeben) – der Todesstoß für den Film, der dadurch in vielen Kinos gar nicht erst gezeigt wurde! Dabei geht das Erstlingswerk erstaunlich nuanciert mit seinem provokanten Sujet um. Weder ‘mutiert’ der Ältere zum Monster, noch wird er kitschig zum Gestrauchelten mit dem goldenen Herzen glorifiziert.

Die Presse war sich einig darüber, dass die restriktive Altersfreigabe völlig ungerechtfertigt ist. Sie feierte Brian Cox einfühlsame Darstellung (in der Rolle des Big John) als Oscar-würdig, den er im prüden ‘Land der gar nicht so unbegrenzten Möglichkeiten’ wohl sicherlich nicht bekommen wird. Auch die jugendlichen Mitstreiter sind glänzend besetzt und tragen mit dazu bei, dass das subtile Coming-of-Age Drama rundum überzeugend wirkt und nachhaltig beeindruckt. Ein mutiges Werk, mit enorm visuellem Gespür fotografiert und in Szene gesetzt.

Issues 101 (USA 2002)



Jeder Collegeboy in den USA wird früher oder später mit der Entscheidung konfrontiert, ob er einer ‘Fraternity’ oder Bruderschaft beitritt. Mit Sitten und Traditionen, die nicht selten aus alkoholgetränkten Nacktspielen, Erniedrigung und überdrehter Disziplin bestehen, wird dem Neuling absolute Loyalität zu seiner Verbindung abverlangt.

Zu den rauen Initiationsriten der EYK-Bruderschaft gehört es, den Klassenälteren einen zu blasen. Kein Problem für Joe, als er sich entschließt der beliebten Campus Fraternity beizutreten. Weniger okay: dass er der Einzige ist, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennen will. Bald ist er in eine Beziehung mit Michael, dem schwulen Bruder seines Fratbrothers Christian involviert; der wiederum reagiert plötzlich höllisch eifersüchtig!? Schwupps befindet sich Joe in einer emotionsgeladenen Dreierbeziehung, während er sich ganz nebenbei als Präsident der Studentenschaft zur Wahl stellt. Als auch noch ein heimlich gedrehtes Video den Frischling beim heißen Liebesclinch mit einem anderen Kerl auf dem Billardtisch zeigt, brodelt die Gerüchteküche richtig und das Collegedrama nimmt seinen südkalifornischen Lauf...

Gypsy 83 (USA 2001)


Sie fühlen sich wie Aliens in der Provinzstadt Sandusky, Ohio: Der 18-jährige Gothic-boy Clive und seine beste Freundin, die stets in schwarzen Samt gehüllte Gypsy mit ausgeprägtem Stevie Nicks-Faible. Während der unerfahrene Clive von der großen Liebe in den Armen eines starken Mannes träumt, hofft Gypsy auf glamouröse Auftritte als Sängerin. Die ‘Nacht der 1000 Stevies’ lockt die beiden nach New York. Auf ihrer 500 Meilen-Fahrt in einem alten Trans AM kommt es zu zahlreichen denkwürdigen Begegnungen: – u.a. mit Karen Black (hinreißend als abgetakelte Lounge-Sängerin Bambi Le Bleau in einem Karaokeschuppen) und einem gutaussehenden Amish mit Fast-Food und Sex-Nachholbedarf.


Nach EDGE OF SEVENTEEN folgt nun der zweite Teil von Todds Trilogie über jugendliche Außenseiter in seiner Heimatstadt Sandusky, anrührend erzählt und mit einem tollen Soundtrack untermalt (The Cure, Bauhaus, Echo & The Bunnymen, Siouxsie & The Banshees und vielen mehr).




Frida (USA/Kanada 2002)

Eine in jeder Hinsicht erstaunliche Frau: Frida Kahlo, Mexikos bedeutendste Malerin, Ikone weiblicher Selbstbestimmung, Ehefrau des legendären Diego Rivera, aber auch Geliebte zahlreicher Männer und Frauen, wird von Salma Hayek und ihrer Regisseurin Julie Taymor ein in jeder Hinsicht magisches und unvergessliches Filmdenkmal gesetzt.



Anders als konventionelle Künstlerbiographien gibt sich FRIDA keineswegs mit dem Abhaken von Lebensdaten zufrieden. Vielmehr versucht Taymor, relevant Biographisches mit dem bloßen Empfinden der Gefühlswelt Fridas zu koppeln, um so gleichzeitig streng linear zu erzählen und freimütig zu fabulieren: Viele der scheinbar nur rein zufällig gezeigten Motive finden sich im späteren Verlauf der Handlung in den von Passion und Schmerz (als junge Erwachsene wurde Frida am unteren Rücken von einer Stange durchbohrt) geprägten Gemälden Kahlos wieder.

So verdichtet der Film Leben und Kunst, Realität und Fantasie zu einer beeindruckenden, stimmigen und aufregenden Ode an den Mut zum Neuen und Ungewöhnlichen, an die Lust und Freiheit der (sexuellen) Gedanken. Salma Hayek, Diva des 21. Jahrhunderts, lässt hierbei die Funken überspringen – vor allem erotische, denn für eine Hollywood-Großproduktion ist FRIDA gerade in Fragen der ‘sexual politics’ geradezu freizügig.


Sehr bestimmt und doch niemals vordergründig spielen Hayek und Taymor mit tradierten Geschlechterrollen, variieren sie oder stellen sie auf den Kopf (vom Auftritt von Frida im Herrenanzug – noch vor der Dietrich! – bis zu mehr als eindeutig zweideutigen Pas de deux zwischen feinen Damen der Gesellschaft), bis sie nur noch leere Hüllen sind, bereit mit neuer Bedeutung gefüllt zu werden. All das im Überschwang mexikanischer Rhythmen und Farben, historisch und politisch relevanter Querverweise (Rockefeller hier, Trotzky da) und überbordendem Ideenreichtum. Doch im Zentrum stets Frida: Künstlerin, Diva, Ikone, Madonna und ein kleines bisschen Hure...


Più Bel Giorno Della Mia Vita (Italien 2002)

Der unkontrollierbare Paarungsdrang seines Rüden, der sich geradewegs auf eine läufige Rassehündin stürzte, hat Herrchen Luca die Einladung an den Mittagstisch im trauten Familienkreis der Hundebesitzerin eingebrockt. Die alte Dame ahnt nicht, dass der sympathische junge Fremde der heimliche Liebhaber ihres anwesenden erwachsenen Sohnes ist – denn der hat sich nicht der Mama, sondern nur seinen beiden Schwestern geoutet. Die sitzen ebenfalls, mit Anhang, am Sonntagstisch. Eine ist scheinbar glücklich verheiratet, sexuell jedoch unerfüllt. Die andere (Margherita Buy aus DIE AHNUNGSLOSEN) früh verwitwet. Ihre heimliche große Angst: der eigene überbehütet heranwachsende Sohn – an Mädchen uninteressiert – könnte wie der Onkel schwul sein...


Sex, Lügen, Familienbande: Zentrales Thema des warmherzig-ironischen Meisterwerks ist die (Un)vereinbarkeit von körperlichem Verlangen und Liebe. Preisgekrönter Familienreigen voll ernster Untertöne aus Italien, mit einem wunderbaren Cast (u.a. Jean-Hugues Anglade), allen voran Virna Lisi (DIE BARTHOLOMÄUSNACHT) als strenge Matriarchin.