Samstag, 6. Dezember 2008

Schönen Nikolaus 8-)

Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Weihnachten steht vor der Tür, ich werde in 23 Tagen wieder ein Jahr älter und dann ist auch schon fast 2009.
Manchmal frage ich mich wo die Zeit geblieben ist. Das fällt mir dann auch immer wieder auf, wenn ich denke ich müsste mal wieder meinen Blog aktualisieren, da das letzte Update auch schon wieder ein paar Wochen her ist...

Wünsche allen einen schönen Nikolaus, hoffe ich habe mit meiner kleinen Auswahl wieder was für jeden Geschmack getroffen 8-)

Under One Roof (USA 2002)

Auch in San Francisco muss das Leben als Schwuler kein reines Zuckerschlecken sein. Vor allem dann nicht, wenn man wie Daniel noch bei der traditionsbewussten Mom wohnt, die nichts von den unorthodoxen Neigungen ihres Sprösslings erfahren darf.

Eigentlich ist Daniel auch genug damit beschäftigt, die üblichen mütterlichen Kuppelversuche abzuwehren. Doch da zeigt das Schicksal Erbarmen und setzt ihm den jungen sexy Robert als Untermieter ins Haus. Und als nach einem Wasserrohrbruch dessen Zimmer unter Wasser steht, quartiert Mom den netten Mieter sogar in Sohnemanns Bett ein!?

Regisseur Todd Wilson nutzt die Spielfreude seiner Darsteller und inszeniert eine erotische Screwball-Comedy der etwas anderen Art. Lässt uns hautnah teilhaben an den verzweifelten Versuchen des frischverliebten Protagonisten, seine Gefühle zu unterdrücken.

Totally Sexy Loser (USA 2003)

Verlierer – wenn auch seeeehr sexy – sind sie wohl beide: der coole Egomane Jeremy und sein schnuckelig-sensibler Boyfriend Chip. Trotz inkompatibler Sternzeichen hangelt sich das ungleiche Paar nun bereits über zwei Jahre durch die Wirren und Lethargie einer halbfunktionierenden Beziehung – für Jeremy mit seinen 45 Ex-Lovern ein echter Langzeit-Rekord!

Doch jetzt hat er auch von Chip die Nase voll. Wie aber den leicht labilen Jüngling aus dem Leben kanten? Am bequemsten wäre es ja, Chip davon zu überzeugen, dass er einen Mann wie Jeremy nicht wirklich lieben kann. Gedacht, getan – mit Hilfe der potenten Exflamme Stu und dem heißen Neu-Aufriss Evan wird der Plan in die Tat umgesetzt. Doch Chip reagiert nicht wie erhofft...

Jason Schafer (Autor von TRICK und diversen amerikanischen QUEER AS FOLK-Episoden) hat sein Skript mit Esprit und reichlich bös-trockenem Humor in Szene gesetzt.

Voller inhaltlich und filmisch überraschenden Wendungen schildert TOTALLY SEXY LOSER das ebenso alltägliche wie ungewöhnliche Auf und Ab einer modernen Gay-Beziehung.

The Slaughter Rule (USA 2002)

Die Zwillinge Andrew und Alex Smith erzählen in ihrem eindrucksvollen Regiedebüt die Coming-of-age-Geschichte von Roy (Nachwuchsstar Ryan Gosling, Murder by Numbers) irgendwo in einer Kleinstadt in Montana.

Nach dem Tod seines Vaters und dem Rauswurf aus seinem geliebten High School Football-Team muss der Junge plötzlich seinen eigenen Weg finden und von Heute auf Morgen erwachsen werden.

Der undurchsichtige Coach Gideon (David Morse, The Green Mile), selbst Außenseiter, hilft ihm dabei – doch bald entstehen Gerüchte, dass diese immer enger werdende Männerfreundschaft andere Gründe hat, als es sich die beiden Loner eingestehen wollen.

Anfangs noch misstrauisch, beginnt Roy dem Trainer mehr und mehr zu vertrauen und er erkennt, dass sie sich ergänzen. Als sich Roy jedoch in die Barfrau Skyla (Clea DuVall, Identity) verliebt, ist das Gleichgewicht zwischen dem Teenager und der übermächtigen Vaterfigur empfindlich gestört.

Eindringlich inszeniert und gespielt, ist THE SLAUGHTER RULE ein Plädoyer gegen Vorurteile.

Le Pharmacien De Garde (Frankreich 2003)

Auf einer Konferenz zum Thema Umweltschutz lernen sich der sanfte bretonische Apotheker Yan und der ökologisch engagierte junge Polizist François kennen. François' Beziehung zu dem faszinierenden Yan wird immer intensiver – dabei steckt der verführerische Pharmazeutiker hinter einer Reihe bizarrer Ritualmorde, die ausgerechnet François untersuchen muss. Während Yan mittlerweile überzeugt ist, den Mann seines Lebens gefunden zu haben, beginnt der etwas ungelenke, sensible Flic langsam Verdacht gegen den charmanten Giftmischer zu schöpfen...

Dank einer entwaffnenden Mischung aus überbordenden bizarren Einfällen, lockerer Komödie und düster-tragischer Amour fou ein sehr ungewöhnlicher Film aus Frankreich, der mit einer hochkarätigen Besetzung der zueinander hingezogenen Gegenspieler Vincent Perez (Die Bartholomäusnacht) und Guillaume Depardieu auftrumpft.

"Mit lockerem Humor und kriminalistischem Geschick erblüht hier ein ungewöhnlicher Serienkiller-Flic, der ganz nebenbei die Einsamkeit gebrochener Herzen und die Melancholie der Unsterblichkeit beschreibt – erstaunlich, die Erwartungen kreuzend, ganz wie in Anne Rice's Vampir-Chroniken." Fantasy Filmfest

Party Monster (USA 2002)

Ist dieses harmlos dreinschauende schwule Partymonster nicht der kleine KEVIN... ALLEIN ZU HAUS? Tatsächlich haben wir es mit dem mittlerweile 28-jährigen Macaulay Culkin zu tun, der hier als verruchte Provinz-Göre im Partysumpf New Yorks allmählich den Verstand verliert.

In der Verfilmung des auf wahren Begebenheiten beruhenden Romans "Disco Bloodbath" erzählen Bailey und Barbato die Geschichte des naiv koketten Michael Alig (Culkin) und seines Freundes James St. James (Seth Green), die zu umschwärmten und kiloweise drogenvernichtenden Party-Zeremonienmeistern aufsteigen. Als die Club Kids nach dem Fest (irgendwo zwischen Glam und B-Picture-Monster-Outfits), das ihr Leben ist, auf den harten Boden der ganz unglamourösen Realität landen, passiert das Unaussprechliche...

Neben ungeschminkter Darstellung schwuler Dekadenz und Selbstherrlichkeit, besticht der mit giftiger Ironie versetzte Film vor allem durch seinen Cast, den wir aus schwullesbischen Klassikern bestens kennen: Wilson Cruz (ALL OVER ME), Chloë Sevigny (BOYS DON'T CRY), und last but not least Marilyn Manson als debil kichernde Zombie-Version eines Partygirls, das einem John Waters Film entlaufen scheint.

Mambo Italiano (Kanada 2003)

Selten gab es Filme auf einem schwullesbischem Film Festival zu sehen, in die man unbedingt seine Eltern, Geschwister sowie sämtliche schwulen Freunde mitnehmen sollte. Doch MAMBO ITALIANO ist genau diese Sorte Film.

Nach seinem riesigen Erfolg auf der Bühne in Kanada, hat Regisseur Émile Gaudreault (WEDDING NIGHT) es mit explosivem Witz, einer Tonne Charme und viel "Mamma Mia" geschafft, das Stück in die Leinwandsprache zu übersetzen.

Angelo (Luke Kirby, LOST AND DELIRIOUS) und Nino (Peter Miller), kennen sich seit ihrer Schulzeit, in der sie auch des öfteren Gelegenheit dazu hatten, sich nachts im Zelt näher zu kommen. Während Angelo mittlerweile versucht, erfolgreicher Drehbuchautor zu werden, hat sich Nino für den Polizeidienst entschieden. Die beiden Sonnyboys stehen stets unter der pastarollenden Fuchtel ihrer aus Italien eingewanderten Eltern.


Als Nino endlich genug von Mama Maria (Ginette Reno, LÉOLO) und Papa Gino (Paul Sorvino, THE COOLER) hat, zieht er kurzerhand aus – mutig allen Drohungen trotzend, dass dies den frühen Tod seiner Eltern bedeuten wird. Die erhitzten Gemüter beruhigen sich jedoch schnell, als auch Nino "Ciao Mamma" sagt und Angelos Roommate wird.

Alles wäre tutto bene, würden sie nicht eines Nachmittags in flagrante delicto von Angelos Schwester (Claudia Ferri, VIVA LA FRIDA!) bei der schönsten Sache der Welt ertappt werden.
Coming Out Italian Style! Den Tränen folgen die Flüche, der Verbannung folgt ein familiäres Abendessen mit allen Beteiligten, zu dem auch – rein zufällig natürlich – la bella Pina (Marke Farbtopf Make Up und toupierte Löwenmähne) eingeladen ist...

Werden sich Nino und Angelo gegen "la famiglia" durchsetzen können? MY BIG FAT GREEK WEDDING auf Italienisch!





Défense D'aimer (Frankreich 2002)

Bruce erhält ein Kunststipendium für einen einjährigen Aufenthalt in der Villa Medici in Rom. Als seine Pariser Freundin Schluss mit ihm macht, fühlt er sich in der Melancholie des Ortes, mit dem prächtigen Palazzo und dem verwunschen wirkenden Garten, zunehmend allein.

Da trifft er den römischen Praktikanten Matteo. Wie selbstverständlich sucht der Jüngling Bruces Gesellschaft und immer öfter (stets ungefragt) macht sich Matteo in seinem Bett breit.
Doch als die beiden miteinander schlafen, wird die Freundschaft jäh aus ihrer Harmonie gerissen.

Bruce ist komplett durcheinander. Denn der hübsche Römer kommt und geht wie er will; bleibt bei aller Nähe immer einen Schritt auf Distanz. Aber trotz der Widerstände ist es längst zu spät – Bruce hat sich Hals über Kopf verliebt. Tiefer und tiefer wird der Kunststudent in einen Strom von Obsession, sexueller Leidenschaft und falschen Erwartungen gerissen...

Regisseur und Hauptdarsteller Rodolphe Marconi ist es gelungen, Gefühle derart elektrisierend in Bilder zu übersetzen, dass das Liebesdrama geradezu auf der Leinwand vibriert. Ein fesselnder Ausnahmefilm.

Lisistrata (Spanien 2002)

Sexueller Notstand in Athen, 411 vor Christi: Die Frauen haben es satt, die stolzen, kriegerischen Recken immer wieder kampfbereit pflegen zu müssen. Sie proben – angestachelt von der ebenso sexy wie militanten Lesbe Lisistrata – den Aufstand in Form von Sexentzug und ziehen sich auf die Akropolis zurück, um so die Männer zur Beendigung des blutigen Dauerkriegs mit dem Rivalen Sparta zu zwingen.



Während die unbefriedigten Heteros im eigenen Saft kochen, wittern die örtlichen Tunten die Chance ihres Lebens...

Mit Dauerständern, Frauenpower und "Zwangshomosexualität" bot Ralf König in seinem Kultcomic die etwas andere Version des klassischen Stoffes der ollen Griechen.


Ausgerechnet aus Katalanien kommt jetzt die Verfilmung. Und siehe da: Woran alle deutschen Produktionen bislang scheiterten, gelingt hier mit links: den schrillen Witz der Vorlage temperamentvoll und unverfälscht auf die Leinwand zu bringen. Einzig die Nasen sind etwas weniger knollig geraten.

Ken Park (USA 2003)

Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt… Wie in einer Geisterbahn der Sexualität wissen wir nie, welche Türen Larry Clark in seinen Spielfilmen auftut.

Hier begrapscht der besoffene Vater seinen Sohn im Schlaf, der Skateboard Punk der Nachbarschaft vögelt die frustrierte Hausfrau und dort wird hie und da mit Autostrangulation oder biblischem Inzest experimentiert. Ohne mit der Wimper zu zucken, führt Clark uns in Grossaufnahme vor, was sonst dem Hardcore Metier überlassen wird.

Doch hier geht es nicht um Stimulation. Sexualität dient der Flucht vor dem Alltag, als Belohnung, als Strafe. Sex ist dunkel und Sex ist Macht.

Zwar vorgeblich ein rein heterosexueller Film, sind die jungen männlichen Hauptdarsteller Larry Clarks Fetisch. Und wurden in KIDS noch lasziv die Jeans zehn Nummern zu groß über dem Schamhaar gebaumelt, geht KEN PARK als erwachsene Gesellschaftssatire einen Schritt weiter;

brillant authentisch, aber streckenweise so nihilistisch, dass es uns den Atem verschlägt.






Samstag, 15. November 2008

Update

So, meine neuesten Updates sind da und ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Da hier in Berlin das Wetter gerade nicht wirklich einladend ist (es ist grau, kalt und es regnet) habe ich mal einige Filme herausgesucht die wie Medizin gegen winterliche Stimmungstiefs wirken. Enjoy 8-)

Goldfish Memory (Ireland 2003)

Was ist das beste Rezept gegen Liebeskummer? Eine neue Flamme! Also machen wir's doch wie die Goldfische! Dank ihres nur dreisekündigen Gedächtnisspeichers sind die evolutionstechnisch wohl gegen Herzschmerz immun und können flugs in den nächsten (Fische)-Flirt stürzen anstatt zuhause Trübsal zu blasen.




Mit dieser Philosophie liefert uns die vielleicht schönste Romantic Lesbian/Gay Comedy erinnerungswürdige und vor allem extrem lustige Einblicke in das Paarungsverhalten geschlechtsreifer Großstädter in Dublin: Tom liebt Clara. Die ist aber in Angie verknallt. Angie kommt mit Claras Bisexualität nicht klar und datet daher neuerdings Kate. Dann wird sie versehentlich von ihrem besten schwulen Freund Red geschwängert. Dieser wiederum verhilft gerade seinem Traumprinzen zum Coming-out...

Liz Gills Script ist so umwerfend komisch, gespickt mit pfiffigen Dialogen und famosen Regieeinfällen, dass der bunte Reigen lesbischen, schwulen, bisexuellen und heterosexuellen Treibens immer so weitergehen könnte.

Aber der Kreis schließt sich nahtlos und nachdem sich in der liebeshungrigen Kettenreaktion alle Protagonisten irgendwie mal miteinander ausgetauscht haben, steuern die frisch gebackenen Pärchen allesamt in den rosaroten Hafen des Happy Ends.

Medizin gegen winterliche Stimmungstiefs!

Elephant (USA 2003)

Der zehnte Spielfilm des offen schwulen Fotografen und Filmemachers Gus Van Sant, der ebenso verdient wie überraschend die Goldene Palme in Cannes gewann, legt es auf hitzige Diskussionen an.

Zunächst folgt er scheinbar planlos einer handvoll attraktiver Jugendlicher, allesamt dargestellt von Laien aus der Umgebung von Portland, durch einen ganz normalen Highschool-Tag. Nach etwa zwanzig Minuten zeigt er fast beiläufig zwei Jungs, die in Combat-Outfit und bis an die Zähne bewaffnet die Schule betreten. In diesem Moment wird klar: Dies ist ein Film über ein Schulmassaker, wie es 1999 in Littleton stattfand. Die Flashbacks und Perspektivenwechsel, die Van Sant nun Schlag auf Schlag folgen lässt, laden bereits gesehene, zuvor unverfängliche Szenen wie mit Starkstrom auf.

Die unerträgliche Spannung kann sich letztendlich nur in nackter Raserei entladen.

Antworten nach dem Warum verweigert Van Sant. Dafür listet er all die Lieblingsspekulationen der Boulevardpresse über die Motive der Täter auf und entwertet sie damit gekonnt.



Die Jungs spielen Videogames, mögen Hitler, ballern gern rum und sind – Gipfel des Affronts – womöglich auch noch schwul.

ELEPHANT wütet wie durch einen Porzellanladen und überrollt uns mit seiner verzweifelten Poesie.



Eden's Curve (USA 2003)

Wir schreiben 1972 als Peter (Sam Levine) sein erstes Jahr an einem elitären College in Virginia antritt. Blond, hübsch und muskelbepackt fällt ihm der Anschluss nicht schwer. Schnell avanciert er zum Mitglied einer exklusiven Bruderschaft und wird argloser Mittelpunkt eines undurchschaubaren Ränkespiels um sexuelle Exzesse, Drogen und Eifersucht.



So befindet er sich nicht nur unversehens in einer Menage à Trois mit dem düster-erotischen Joe (Trevor Lissauer) und dessen taffer Freundin Bess (Amber Taylor), auch der dekadente Oscar Wilde-Verschnitt Will (Bryan Carroll) macht ihm – zur offensichtlichen Provokation Joes – eindeutige Anträge.




Eine prekäre Situation, deren Zügellosigkeit jederzeit in Gewalt umschlagen kann. Als sich dann auch noch eine Romanze zwischen Peter und seinem Literatur-Prof Ian (Julio Perillán) anbahnt, entladen sich die aufgestauten Spannungen in einer Katastrophe...

Die poetische Kamera und das auf einer wahren Geschichte basierende Skript machen Anne Misawas Erstling zu einem Film, der lange nicht loslässt.

Conspiracy Of Silence (Großbritanien 2003)

An einem irischen Priesterseminar wird der Priesterschüler Daniel McLaughlin (Jonathan Forbes) in augenscheinlich kompromittierender Situation mit einem anderen Novizen ertappt. Er fliegt sofort von der Schule – soll er vielleicht doch lieber seine Ex-Freundin Sarah heiraten anstatt sein Leben Gott zu weihen?




Zur selben Zeit recherchiert Reporter David Foley (Jason Barry, Titanic) den Selbstmord des HIV-positiven Paters Vater Sweeney (Patrick Casey) und erfährt von dessen fester Beziehung mit dem ehemaligen Geistlichen Matthew Francis (John Lynch). Doch die Kirche versucht mit drastischen Methoden jeden Skandal im Keim zu ersticken...

Nach Antonia Birds PRIEST und Peter Mullans mitreißendem THE MAGDALENE SISTERS (verzaubert 2002) prangert nun Regisseur, Drehbuchautor und selbst Katholik John Deery die Bigotterie der katholisch-irischen Kirche an, die sich vehement gegen Reform und Verweltlichung wehrt.

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, spannend erzählt und hochkarätig besetzt (u.a. mit John Lynch, SLIDING DOORS und der wie immer großartigen Brenda Fricker, Oscar für MY LEFT FOOT), presst der Film den Finger auf die Wunde in der Diskussion um Homosexualität und Zölibat.

Camp (USA 2003)

Die Gewinner von "Fame Academy" und "DSDS" würden es genau bis ins Vorzimmer vom amerikanischen Camp Bravo schaffen. Denn in Anbetracht der geballten Ladung Talent der jungen Darsteller in CAMP, kann hier jede 12-jährige Göre besser einheizen als Alexander und all die anderen Supermarktketten-Performer.




Die erste große Liebe, der Schweiß stundenlanger Proben und der elterliche Stolz auf die Kids, die zum ersten Mal die Bretter betreten, die die Welt bedeuten – dies alles macht die campy Comedy zu einem unschuldigen Leckerbissen.

Auch die gänsehauterzeugenden Gesangs- und Tanznummern sind vom Allerfeinsten, ebenso wie die Dramen um den supersüßen Gitarrenspieler Vlad (ist er nun schwul oder straight?) oder die neuesten "Who's done it with whom"-Tratschgeschichten.

Fazit: Wer noch immer steif und fest abstreitet, jeeeemals "Popstars" eingeschaltet zu haben, aber trotzdem 'I Wanna Sex U Up' unter der Dusche grölt – für den ist CAMP ein absolutes Muss.

Between Two Women (Großbritanien 2001)

Ein klein bisschen wie im Märchen dürfen wir uns bei dieser warmherzigen, positiven Lovestory fühlen. Denn lesbisches Coming-out im England der späten 50er Jahre war sicher keineswegs leicht. Striktes Klassendenken und tradierte Rollenzuteilungen bestimmten das Gros der Frauenschicksale.

Doch mit Ellen Hardy erleben wir eine andere Geschichte. Als Hausfrau und Mutter lebt sie in ärmlichen Verhältnissen. Ihr Ehemann, ein grobschlächtiger, simpler Mensch, arbeitet in der hiesigen Fabrik. Einziger Lichtblick ist ihr 10-jähriger Sohn, der eine besondere künstlerische Begabung zeigt. Seine neue Lehrerin Kathy engagiert sich über alle Maßen, das junge Talent zu fördern.

Aber stecken noch weitere Beweggründe hinter diesem erstaunlichen Enthusiasmus? Bereits als sich Ellen und Kathy das erste Mal anlächeln, ahnen wir, dass hier die Liebe ihre Fangarme ausstreckt.

Auch wenn Ellen anfangs über die unbekannten Gefühle verwirrt ist, beginnt sie sich schnell aus dem Schattendasein ihres Mannes zu emanzipieren und, gemeinsam mit ihrem Kind, ihrem Herzen zu folgen.

Aprils Shower (USA 2003)

Ade Junggesellinnen-Dasein: In einer Woche gibt April ihrem Mr. Perfect das Jawort. Heute aber wird noch einmal zur rauschenden Brautparty geladen.

Gastgeberin ist Ex-Mitbewohnerin und Brautzeugin Alex, die mit ihren Kochkünsten glänzen darf. Doch vergießt sie nicht etwas überreichliche Tränen beim Zwiebelschneiden? Und was für seltsame Gäste trudeln da ins Haus? Die neugierige Stylistin Vicky, die aufdringliche Queen Jake oder Aprils Dramarama-Mama Fran sind keineswegs die skurrilsten Highlights.

Feurig streitende Lesbenpärchen, üppige Pornostars, bisexuelle Stripperinnen, trinkwütige Feuerwehrmänner und Picasso-eske Pizzabäcker folgen. Der Wein fließt in Strömen und das Gastmahl lockert die Zungen. Bald werden wir Zeuginnen der denkbar überraschendsten Enthüllungen – nur über den glücklichen Gatten in spe verliert niemand ein Wort...

Mit APRIL'S SHOWER gelingt Trish Doolan eine übersprudelnde Slapstick-Komödie mit gnadenlos romantischem Tiefgang. Zwischen Lachen und Weinen wird lustvoll über heterosexuelles Eheleben, lesbische Leidenschaft und wahre Liebe sinniert – und natürlich über die Frage: Was passiert, wenn der Traumprinz tatsächlich eine Prinzessin ist?

200 American (USA 2003)

Erst Cash – dann Sex! Zweihundert Dollar verlangt Callboy Tyler alias Ian für gewisse Stunden. Dem gutaussehenden, frisch beziehungsgeschädigten Conrad ist es das wert. Selbst einen Tausender pro Nacht lässt der Eigentümer einer erfolgreichen New Yorker Werbeagentur derzeit gern für puren Genuss ohne Komplikationen springen. Als Ian ihm gesteht, er brauche das Geld, um seine Freundin endlich vor den Traualtar führen zu können, bietet er dem "Hetero" in Nöten sogar eine gutbezahlte Praktikantenstelle an.

Doch das Photoshooting für die neue Kampagne mit einem exzentrischen Modefotografen, einer nymphomanischen Auftraggeberin, zickigen Models und dem sportlichen, an Ian äußerst interessierten Werbeleiter Michael hat für den angeblich straighten Praktikanten ungeahnte Folgen...

Zunächst mutet die romantische Komödie als schwule Variante eines Julia-Roberts-Film an. Und den "Pretty Man" in Gestalt des trainierten australischen Einwanderers Ian hätte wohl jeder gern in seiner Wanne liegen. Doch Regisseur LeMay hat für seinen Rentboy mit Herz und Body im tough-schrillen Big Apple noch ein paar Verwicklungen mehr in petto als das Cinderella-Märchen.

9 Dead Gay Guys (Großbritanien 2002)

Eine bitterböse Komödie für Fans des britischen Humors: Die beiden Iren Kenny und Byron – nach eigener Aussage eindeutig und unumstößlich hetero – wollen ihr Glück im wilden London suchen. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie durch sexuelle Dienste an schwulen Mitbürgern. Als sich die zwei jedoch auf die Suche nach einem geheimnisvollen Vermögen machen, beginnen plötzlich Leichen ihren Weg zu pflastern – neun schwule Jungs und eine Lesbe bleiben jäh auf der Strecke. Doch bekanntlich ist das eigentliche Markenzeichen des United Kingdom die Kunst der gepflegten Konversation.

So sinnieren die beiden Gigolos höchst vergnüglich und im breitesten irischen Akzent über das Leben im Allgemeinen, den Verbleib des gesuchten Geldschatzes und natürlich ganz besonders darüber, dass sie keineswegs schwul sind. Denn Blasen zählt noch nicht per Definition und ab und zu ein bisschen anal, was macht das schon...



Mit von der Partie auf der Suche nach Sex und Geld sind solch illustre Gestalten wie ein liebestoller schwuler Zwerg, ein Taxifahrer, dessen Spitzname "Dick Cheese" ihm die Freuden des Oralverkehrs versagt, sowie Ex-Denver-Star Michael Praed als "die Queen" und Marillon Sänger Fish als Freier.

Ein herrlich morbider Schenkelklopfer für die ganze schwule Familie.



Sonntag, 26. Oktober 2008

Update

So, lange hat es gedauert bis das nächste Update online kam. Ich möchte mich bei Euch allen für die lange Wartezeit entschuldigen. Nachdem der Stress auf Arbeit vorbei war, hab ich leider mit ner Erkältung Bekanntschaft gemacht und letzte Woche habe ich mir mal meine wohlverdiente Woche Urlaub gegönnt.

War ein paar Freunde besuchen und unter anderem in Fulda/Petersberg, wo ich mir am Freitag (24.10.2008) das Stück "Echte Kerle" mit Jo Weil (Oliver Sabel aus Verbotene Liebe) angeschaut habe. Wer es schafft, sollte es sich unbedingt anschauen, es lohnt sich 8-) Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und Tränen gelacht.

Kurz zum Inhalt: Erzählt wird die Geschichte von vier Kollegen, die als Paketboten bei einem privaten Kurierdienst arbeiten. Lilly, die Tochter des Filalleiters benötigt nach einem Unfall dringend Hilfe - eine "Delfintherapie", die jedoch 12.000 Euro kostet. Nun wollen die Angestellten helfen, aber wie? Ihre Ersparnisse reichen nicht aus. Da bringt ein Zeitungsartikel über eine Pariser Travestie-Show die rettende Idee. Männer in Fummel und Pumps, das können wir auch! Der Kampf unserer "Helden" mit zu hohen Absätzen, künstlichen Wimpern und Strapsen ist liebenswert, rührend und voller Komik.

Danach hatte ich noch das Vergnügen mein Idol live und in Farbe zu begegnen. Jo, du bist einfach nur grandious.

À Cause D'un Garçon (Frankreich 2002)

Der 16-jährige Vincent führt ein Doppelleben. Er ist hübsch und schwul – aber noch nicht bereit, sich zu outen. Gelegentlich führt sein Weg nach der Schule direkt ins Bett seines Lovers – um mit ihm eine heimliche L’AMOUR, L’APRÈS-MIDI zu genießen. Von dieser Seite seines Lebens darf natürlich niemand etwas wissen. Schließlich ist Vincent der Star seines Schwimmvereins, absoluter Liebling seiner Eltern und obendrein mit einer wunderschönen Freundin gesegnet. Alles ändert sich schlagartig, als unser Held plötzlich von dem geheimnisvollen neuen Mitschüler Benjamin betört wird – dargestellt von sexy Jérémie Elkaïm. Benjamin flirtet heftigst mit Vincent.


Als dieser jedoch versucht, den ersten Schritt zu tun, weicht Benjamin dem Kuss (noch) aus. Die beiden werden gesehen und am nächsten Tag wissen alle bescheid – dank eines strategisch platzierten Graffitis mitten in der Eingangshalle der Schule. Für Vincent bricht eine Welt zusammen. Aber bald werden ihm die Augen geöffnet, als jeder um ihn anders reagiert, als erwartet…



Seit BEAUTIFUL THING hat man nicht mehr so viele Funken sprühen sehen, wenn sich die ersten Blicke zweier Jungs ineinander verkeilen.


Rules Of Attraction (USA 2002)


Hätte Kubrick AMERICAN PIE verfilmt, dann wäre RULES OF ATTRACTION seiner Vision wohl am nächsten gekommen: Sean (James Van Der Beek), ein misanthropischer Kokser, für den das Leben aus Ficks und Manipulation besteht, Paul (Ian Somerhalder), ein schwuler Zyniker, der sich immer in die falschen Jungs verknallt, und die zerbrechliche Lauren (Shannyn Sossamon), die als Jungfrau meint sich taff geben zu müssen, um zu überleben. Als die drei durch eine Reihe von Zufällen aufeinanderprallen, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für sexuelle Misskommunikation, Drogenkonsum und Gefühlschaos von erheblichem Ausmaß.




Die Studenten des renommierten Camden Colleges, Kaderschmiede der Wohlbetuchten im pittoresken Nordosten der USA, leben nur nach einer Devise: Regeln gibt es keine. In weiteren Paraderollen Faye Dunaway und Swoosie Kurtz als pillenpoppende Mamas – genauso high wie ihre Söhne.







Der bankrotten Moral amerikanischer Bourgeoisie einen in pechschwarzer Satiretinte getauchten Spiegel vorzuhalten war schon immer Brett Easton Ellis erklärtes Ziel. Mit RULES OF ATTRACTION kredenzt uns der Kultautor nach AMERICAN PSYCHO und LESS THAN ZERO ein weiteres Giftpraliné, das die Kritik in den USA wie selten zuvor polarisierte. Regisseur Roger Avary erkannte: Was Kids in den 80ern des letzten Jahrhunderts bewegte, ist auch heute noch aktuell: Die Sprengung moralischer und sexueller Fesseln.