Sonntag, 28. Juni 2009

Update -Filme-

So, habe mal wieder in meiner Filmkiste gestöbert und dabei festgestellt, dass ich über einige meiner Lieblingsfilme noch gar nicht berichtet habe...

Asche auf mein Haupt. Aber wenn ich ehrlich bin gibt es mittlerweile doch eine ganze Menge an Filmen die mir echt ans Herz gewachsen sind und die ich Euch nun im folgenden auch vorstellen mag. Viel Spass beim stöbern 8-)

Wilby Wonderful (Kanada 2003)

Ganz gleich wohin sich Dan Jarvis auch zurückzieht, der maskuline Duck MacDonald ist immer in unmittelbarer Nähe. Dabei sucht der leicht demoralisierte Videothekbesitzer nur eins: einen stillen Ort, um seiner scheinbar nutzlosen Existenz ein Ende zu bereiten. Aber unter Ducks stahlblauem Wachhundblick will das partout nicht gelingen. Fragt sich, was eigentlich die Hintergründe für Dans Überdruss sind und warum Duck sich derart hartnäckig an seine Fersen heftet. Könnte es sein, dass die beiden mal etwas miteinander hatten und der schweigsame Blonde neuen Lebenssinn für den Unglücklichen bereit hält? Nicht dass Dan der einzige Charakter mit Problemen in dieser charmanten Ensemble Komödie der leisen Töne wäre. Das idyllische, kanadische Nest Wilby brodelt geradezu von Klatschgeschichten, aufkeimenden Skandalen und angestauten Emotionen: Die karrieresüchtige Maklerin Carol (umwerfend: Sandra Oh) ist so damit beschäftigt, die Gunst des korrupten Bürgermeisters zu ergattern, dass sie nicht registriert, wie ihr Cafébesitzerin Sandra den frustrierten Gatten Buddy ausspannen will. Dieser wiederum versucht als willenstarker Polizist die Hysterie der Stadt und Bürger ob einer vermeintlichen Drogenschwemme zu dämpfen, die irgendwie mit einem neuen Golfplatz zusammenhängt...

Willkommen in WILBY WONDERFUL!


Walk On Water (Israel 2004)

Widerwillig akzeptiert der auf effizientes Töten spezialisierte israelische Agent Eyal seinen neuesten banalen Auftrag: Um einen seit Ende des 2. Weltkriegs untergetauchten deutschen Altnazi aufzuspüren, wird er auf dessen Enkel Pia und Axel angesetzt. Als "Reiseführer" soll er dem Berliner Axel bei seinem Israelbesuch das Land zeigen und sein Vertrauen erschleichen. Eine größere Herausforderung als gedacht, denn der blonde Besucher erweist sich als das totale Gegenteil des cool-kernigen Machos: als liberal-idealistischer, weltfremder "Softie" – und als offener Schwuler, der sogar mit Arabern schläft...

Nach ihrem Riesenerfolg YOSSI UND JAGGER haben Regisseur Eytan Fox und sein Team erneut ohne Rücksicht auf Verluste heiße Eisen angepackt: Homophobie, Fremdenhass und das deutsch-israelische Verhältnis wurden geschickt zur packenden Geschichte einer spannungsgeladenen Männerbeziehung verwoben, in deren Verlauf beide Hauptfiguren bis an die äußersten Grenzen ihrer Überzeugungen geführt werden.




Touch Of Pink (Kanada/GB 2004)

Nach den furiosen Wortgefechten in MAMBO ITALIANO (und einer ersten Wegbereitung durch KICK IT LIKE BECKHAM), prallen nun höchst vergnüglich indische Kultur mit schwulem Lifestyle aufeinander...

Längst hat Alim seine gut bürgerliche indisch-kanadische Herkunft abgestreift und genießt die Freiheiten der Londoner Szene sowie die Beziehung zu seinem englischen Lover Giles. Als sich Alims Mutter – verwitwet, frustriert und vor allem auf einen Stall Enkelkinder hoffend – in England ankündigt, um ihrem Sohnemann endlich wieder anständige Mango-Pickles-Sandwiches zu schmieren und die für Inder obligatorische knallbunte Hochzeit voranzutreiben, stehen den Männern Schweißperlen auf der Stirn. In wilder Panik wird die Wohnung "entschwult", Giles als Roomate umgepolt und dessen Schwester zur Verlobten ernannt. Verständlich, dass bei so viel Trouble Giles an seine Toleranzgrenzen stößt. Warum kann sich sein Freund nicht outen? Der würde ja gern, wenn's nicht so schwer wäre. Und wenn sich sein imaginärer Freund, der Geist von Cary Grant (herrlich: Kyle MacLachlan aus SEX AND THE CITY), dessen Mode- und Benimmtipps mittlerweile selbst den treuherzigen Alim mit Skepsis erfüllen, nicht permanent ins Geschehen einmischen würde.


Testosterone (Argentinien/USA 2003)

Dean, ein erfolgreicher Comicbuchautor in Los Angeles, hat ein Problem. Die Liebe seines Lebens, der heißblütige Pablo (Antonio Sabato Jr.), ist verschwunden. Eben wollte er Zigaretten holen gehen – und plötzlich heißt es, er sei zurück nach Argentinien. Nach schlaflosen Nächten und totaler Kreativflaute fliegt der vom Liebeskummer Besessene kurz entschlossen (und ohne jegliche Spanischkenntnisse) nach Buenos Aires, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Doch dort ist er eindeutig nicht willkommen. Angefangen bei Pablos eisiger Mutter (Sonia Braga KISS OF THE SPIDER WOMAN), die ohne mit der Wimper zu zucken die Polizei auf ihn hetzt, bis hin zu Pablos alten Freunden, die Dean ständig in die Irre leiten oder verführen wollen. Überall stößt er auf Mauern und vertraut sich schließlich zögernd der Cafébesitzerin Sofia an. Aber es kommt noch dicker: Angeheuerte Schlägertrupps, eine Kettensäge und die eine oder andere unerwartete Leiche sind nur einige bizarre Ereignisse bis schließlich ein sehr überraschender Ausgang alles Vorangegangene toppt...

Black Comedy, Gay Romance und romantischer Thriller in einem!


Prom Queen (Kanada 2004)

Marc platzt vor Freude auf den Abschlussball. Im weißen Frack will der Beau glänzen und mit seinem schnuckeligen Freund Jason prahlen. Als die Schulleitung ihm männliche Begleitung untersagt, fällt er aus allen rosa Wolken. Sicher, das College ist streng katholisch, doch weder Lehrer noch Mitschüler haben sich je an Marcs Lebensstil gestoßen. Umso beängstigender, aus welchen Ecken ihn nun harte Vorurteile anspringen. Aber unser Held gibt nicht bei. Per WWW wendet er sich an die Welt und wird vom einsetzenden Medienrummel fast erschlagen. Plötzlich ist er Messias unterdrückter Minderheiten und Weltenordnung zerstörender Antichrist zugleich. Und ein findiger Anwalt überredet ihn, die katholische Kirche zu verklagen...

Was ein rührseliger "Gerechtigkeit-für-lautere-Schwule"-Gähner hätte werden können, kommt als lockere Comedy daher, poppig wie ein Knallbonbon und voll netter Fiesigkeiten gegen Fanatiker aller Couleur.




Poster Boy (USA 2004)

Der ultrakonservative Senator Jack Kray schießt in seiner Wahlkampagne mit Hassparolen gegen Homosexualität, ohne die Wahrheit über seinen Sprössling Henry zu kennen. Daddys "Poster Boy" soll ihm sogar helfen junge Wählerstimmen zu erschließen. Daneben der politisch aktive, rastlose Anthony, der sich nach der großen Liebe sehnt und auf einer ausschweifenden Studentenparty den hübschen Abgeordnetensohn kennen lernt und mit ihm im Bett landet. Als Anthony am nächsten Morgen herausfindet, dass Henry ausgerechnet der Nachkomme des Mannes ist, gegen den auf dem Campus gerade eine groß angelegte Protestaktion startet, ist er geschockt – und im Dilemma. Denn es hat zwischen den jungen Männern ernsthaft gefunkt. Aber auch Henry ist wütend, immer nur der Spielball anderer Leute zu sein, von seinen Eltern gegängelt (beeindruckend: Karen Allen als unterjochte Mom), von Mitstudenten erpresst und von Journalisten verfolgt...

POSTER BOY überrascht mit ebenso viel Gefühl wie Engagement sowie erstklassiger Schauspieler, die die ergreifende Story aus der Masse schwuler Beziehungsfilme deutlich herausheben. Ein absoluter Tipp!


Latter Days (USA 2003)

50 Dollar für eine tugendreine Unterhose! Pretty boy Christian – Kellner auf dem Sunset Boulevard, Party Animal und One-Night-Stand-Experte – wettet mit seinen Kollegen, dass er mit seinem strahlenden Aussehen selbst den in seinen Apartmentblock neu eingezogenen Jungmormonen Aaron "missionieren" kann. Als Beweis soll er dessen altmodische Unterwäsche vorlegen – keine Kleinigkeit. Denn des Mormonen Beinkleid ist sein Heiligtum, das Tag und Nacht den keuschen Körper bedeckt. Siegessicher stellt sich Christian der Herausforderung. Doch seine Versuche, den strenggläubigen 19-jährigen sexuell zu verwirren, bringen auch sein eigenes Leben gehörig durcheinander...

Regisseur C. Jay Cox (Drehbuch zu SWEET HOME ALABAMA) weiß nur allzu genau, wovon er in seinem Mix aus Komödie und aufwühlender Lovestory erzählt: Als jugendlicher Mormone litt er selbst unter der homophoben Einstellung dieser Glaubensgemeinschaft. Mit LATTER DAYS serviert er uns ein wirklich schnuckeliges Liebespaar und als besonderen Leckerbissen die glamouröse Jaqueline Bisset als mondäne West-Hollywood-Gastronomin – alles gewürzt mit viel Humor, Herzblut und unverschämt viel Romantik!



Grande École (Frankreich 2004)

Pauls erstes Jahr an einer Elite-Uni, die die Reichen und Schönen Frankreichs erfolgreich auf ihre zukünftigen Manager- und Politkarrieren vorbereitet, beginnt vielversprechend. Er teilt ein Zimmer mit dem äußerst attraktiven Louis-Arnault, der seinen Körper durch Wasserpolo und Sex stählt, und lernt noch dazu Mecir kennen, einen jungen arabischen Hilfsarbeiter, der dem verwirrten blonden Erstsemestler eindeutige Avancen macht. Bevor Paul jedoch seine geheimen Sehnsüchte überhaupt begreift, hat seine clevere Verlobte Agnes längst durchschaut, dass ihr Konkurrenz droht. Nicht gewillt, ihren potenten Langzeit-Lover ohne Kampf der Männerwelt zu überlassen, schlägt sie Paul einen Deal vor: Landet er zuerst im Bett mit Louis-Arnault, wird sie ohne Zögern das Feld räumen; gelingt es aber ihr, den Casanova schneller zu erobern, muss Paul seinen homoerotischen Neigungen auf immer Adieu sagen. Ein freches Ränkespiel beginnt, das konsequent auf einen explosiven Höhepunkt zusteuert.

MAURICE trifft GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN in diesem äußerst freizügigen, hoch erotisierten Drama voller schöner Menschen. Sexuelle Identitätssuche und Grenzerfahrung werden dabei in dem ungewöhnlichen Regiedebüt ebenso beleuchtet wie der Zusammenprall gesellschaftlicher und ethischer Konventionen.



Formular 17 (Taiwan 2004)

Das erste Mal sollte etwas ganz Besonderes sein, findet Teenager Tien. Auf der Suche nach der großen Liebe verschlägt es den unschuldigen Jungen vom Land in den Großstadtdschungel von Taipeh. Doch sein romantisches Internetdate erweist sich als abgebrühter Szenetyp, der nur das eine will – Tien lehnt dankend ab. Er quartiert sich bei seinem Jugendfreund ein, einer quirligen Trendhusche, die es trotz lediglich rudimentärer Sprachkenntnisse schick findet, englisch (oder was sie dafür hält) zu sprechen. Und die Tiens Ansichten für grauenhaft "old-fashioned" hält. Ein knackiger Bekannter wird auf den Provinzler angesetzt, um – als Handwerker getarnt – den Jungfräulichen zu verführen. Doch Tien hat sich bereits anderweitig verguckt, und zwar ausgerechnet in den begehrtesten Single Taipehs, genannt "Playboy Number 1"...

Quirlig-frische Teeniekomödie aus dem schwulen Herzen Taiwans. Im Heimatland war der Film ein Kassenschlager, in Singapur dagegen wurde er von der Zensur verboten.



Samstag, 20. Juni 2009

Update -Filme-

Habe es doch noch geschafft ein paar Filme zu schauen, bzw. in meiner Filmsammlung nach Filme zu suchen und diese dann hier Online zu stellen. Hoffe für jeden Geschmack ist wieder etwas dabei ... von Coming-Out, bis hin zum Horror/Slasher Film ist alles vertreten. Viel Spass beim schauen 8-)

Hellbent (USA 2004)

Popcorn her und ein nettes Date, hier kommt der erste schwule scary movie! Doch glücklicherweise treibt diesmal kein unappetitlicher Freddy Krüger sein Unwesen, sondern ein gut bestückter Muscle Man im Teufelskostüm. Es ist Halloween in West Hollywood und vier gut gelaunte Freunde in sexy Kostümen machen die lokalen Parties unsicher. Leider ist auch Mr. Devil unterwegs. Soeben hat er zwei Typen beim Sex im Park enthauptet und jetzt ist er der Clique auf den Fersen. Die haben bislang mächtig Spaß und Flirtchancen. Anführer Eddie, ein drahtiger Ex-Cop in Polizeiuniform, findet in Jake sein Special Love Interest für die Nacht und kann es gar nicht eilig genug haben, in eine dunkle Ecke zu verschwinden, und auch Joey, Chaz und Tobey wollen nichts anbrennen lassen.

Doch aufgepasst: Sollte Paul Etheredge-Ouzts in seinem Regiedebüt den Regeln des Horrorgenres folgen, dann wird heißer Sex mit schnellem Ableben belohnt. HELLBENT markiert einen neuen Trend im schwulen Unterhaltungskino: Mut zur Gänsehaut – und starke Nerven!




Dorian Blues (USA 2004)

Dorian ist ein klassischer Fall: sensibler als seine Schulkameraden, voll Abneigung gegen Sport und mit einem Faible für Mode – typisch schwul sozusagen. Auch sein Background erfüllt jedes Klischee: Bruder Ricky ist ein geiler, heterosexueller Sportstar, sein Vater ein konservativer Despot, die Mutter eine desinteressierte, smalltalk brabbelnde Hausfrau. Mit einigen Umwegen – die Kirche, erste zarte Experimente mit schwulem Sex und Psychotherapie – findet Dorian schließlich in sein eigenes Leben und nach New York City.


Doch auch dort muss unser junger Held feststellen, dass er weder seiner Familienbiographie noch sich selbst entkommen kann. Erwachsenwerden ist nicht einfach, aber Liebe und Freundschaft sind, erst einmal erkannt und tatkräftig anvisiert, gute Mittel zum Überleben.
Spaßiger Coming-out-Film und zugleich eine charmante Familiengeschichte, die mit Ironie nicht zuletzt eine liebevolle Beziehung zwischen zwei ungleichen Brüdern zeigt.



Connie And Carla (USA 2004)

Nia Vardalos (MY BIG FAT GREEK WEDDING) und Toni Collette (MURIELS HOCHZEIT) spielen Connie und Carla, beste Freundinnen seit der High School, die trotz aller Widrigkeiten und mäkelnden Boyfriends von einer großen Zukunft im Show Business träumen. Doch zuerst müssen sie sich mit der harten Realität als singende Kellnerinnen in einer Flughafenbar abfinden, in der sie allabendlich ihr wunderbares Medley (von EVITA bis YENTL) vor mild interessiertem bis Jetlag-geschädigtem Publikum zum Besten geben. Zufällig werden die beiden Zeuginnen eines Mafiahits – bevor sie sich's versehen, fliegen ihnen die Kugeln um die Ohren und sie müssen samt Perückensammlung, einem Kilo Koks und Primärfarben-Make-up-Kit dem Mittleren Westen entfliehen.
Nach langer und sorgfältiger zweiminütiger Diskussion, wo im Land wohl am wenigsten Kultur existiere, steuern sie ihren abgewrackten Kombi schnurstracks in Richtung Hollywood, Los Angeles. Ein finsterer Auftragskiller ist ihnen inzwischen auf der Spur und durchkämmt dabei sämtliche Tingeltangel Shows der USA, um das Duo ein für alle mal unschädlich zu machen.

Connie und Carla haben währenddessen ein Viertel in L. A. entdeckt, in dem alle Männer supersexy sind: West Hollywood – das Gay Mecca Kaliforniens! Dort sehen die Mädels zum ersten Mal in einer Bar auch eine Drag Queen Show – und erkennen wie sie perfekt untertauchen können. Sie werden ''Transvestitinnen''!

Zwischen wunderbar kitschigen, wie auch wirklich hervorragenden Musicalnummern, kreieren sie ihr neues Leben als Frauen, die Männer spielen, die Frauen spielen, was nicht immer leicht fällt. Um ihre Täuschung perfekt zu machen, müssen sie diese Rolle 24 Stunden am Tag durchhalten – nicht einmal ihre schwulen Nachbarn dürfen dahinter kommen. Zu allem Überdruss verliebt sich Carla in einen (heterosexuellen!!) Mann (David Duchovny) und ganz nebenbei wird die Show der beiden zum totalen Renner. Als das Lokalfernsehen schließlich auf sie aufmerksam wird und ihr Cover aufzufliegen droht, sieht es schlecht aus für unser singendes Dreamteam...

Zwei Frauen, die nun wirklich Expertinnen für Komödien sind, haben sich hier zu einem bezaubernden und beschwingten rosaroten Cocktail von einem Film zusammengetan, der durch Charme, Talent, Musik und vor allem viel viel Make-up beschwipst macht und selbst eingefleischte Gegner des leichten Humors zum lautstarken Lachen einlädt.


Brother To Brother (USA 2004)

Für einen schwulen schwarzen Teenager im New York des 21. Jahrhunderts hat sich in punkto Diskriminierung vieles verbessert, aber beileibe nicht alles. Diese Erfahrung macht der künstlerisch begabte Student Perry (Anthony Mackie aus 8 MILE). Seit er zu Hause zur persona non grata erklärt wurde, jobbt er in einer Sozialstation und arbeitetet sich des Nachts an seiner komplizierten Beziehung zu dem weißen, noch ungeouteten Jim ab. Bei einem Poetry Reading lernt Perry einen alten Obdachlosen kennen, der sich als der legendäre Literat Bruce Nugent entpuppt.

Nugent gehörte zur sogenannten Harlem Renaissance, einer Gruppe von Autoren, die heute Schulstoff bilden, seinerzeit jedoch vom weißen (und schwarzen) Establishment bekämpft und diffamiert wurden. Die beiden altersmäßig so unterschiedlichen Männer fühlen sich voneinander angezogen. Obwohl Vertreter verschiedener Epochen, verbindet sie die Bewältigung ähnlicher kreativer, sexueller und gesellschaftlicher Krisen. Selten verweben sich Erzählung und politischer Gegenstand im Film zu einem derart bemerkenswerten, ausdrucksstarken Ergebnis wie in Rodney Evans Regiedebüt.


A Home At The End Of The World (USA 2004)

Der entgegengefieberten Verfilmung von Michael Cunninghams Bestseller aus den 90er Jahren, hier von ihm selbst in Drehbuchform adaptiert, hält die an sie gesetzten Erwartungen mit leichter Hand. Allein schon des göttlichen Casts wegen. Wer hätte gerade von Enfant Terrible Colin Farrell eine derart zarte, einfühlsame Performance wie die als jungfräulicher Bobby Morrow erwartet? Auch Sissy Spacek glänzt in einer Oscar-verdächtigen Darbietung als lockere Provinzmom, die die revolutionären Umbrüche des Zeitgeists, von den Pott rauchenden Hippies bis zur schwulen Clubculture der 80er, mütterlich sanft umarmt.

Die feinsinnige Dreiecksgeschichte, eine Art Jules und Jim, gelebt vor dem Hintergrund wichtiger Kapitel amerikanischer Geschichte, führt uns von den freigeistigen Woodstock-Tagen bis zur bitterkalten Aids-Ära: Nachdem Bobby als Kind mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen hat und seine Familie verliert, verbringt er den Großteil der Teenyzeit bei den Eltern seines besten Freundes Jonathan. Im Schwall der Pupertätshormone ergeben sich erste zarte Annäherungen zwischen den Jungs.


Zu Beginn der 80er Jahre folgt Bobby dem mittlerweile prächtig entwickelten Jonathan nach New York, um mit ihm in seiner WG, gemeinsam mit Roomate Clare, zu leben. Während Bobby noch kaum über sexuelle Erfahrungen verfügt, aber seine Mitmenschen stets mit einer Art magischen Offenheit in den Bann zieht, nutzt der rastlose Jonathan die Metropole für zahlreiche Affären. Seine heimliche Liebe gilt allerdings immer noch dem Jugendschwarm. Dementsprechend verletzt reagiert er anfänglich, als auch zwischen Bobby und Clare eine intensivere Beziehung entsteht und die beiden miteinander schlafen. Aber mit der Zeit entdeckt das Trio eine Liebe füreinander, in der Eifersucht nicht mehr zählt: Ob Bruder, Geliebte oder Geliebter – die Grenzen beginnen zu verwischen, wenn der Film im folgenden seine drei Protagonisten durch Höhen und Tiefen intensiver zusammenschweißt und trotz tragischer Ereignisse immer eine Note der Hoffnung bereithält, die ausdrückt: Unser Leben ist verhandelbare Masse – wie wir sie formen, obliegt uns selbst. Eine starke Message. Ein starker Film.


The 24th Day (USA 2004)

Dan und Tom – die aufstrebenden Hollywood-Stars James Marsden (X-MEN) und Scott Speedman (UNDERWORLD) – treffen sich, finden sich geil, gehen in die Wohnung des einen. Sie reden und reden. Sex liegt in der Luft. Und doch es kommt anders: Denn während sich Dan nicht erinnern kann, kennt Tom seinen Gegenüber von einer früheren Begegnung, die für ihn tragische Folgen hatte. Nun ist es an Dan, Konsequenzen zu spüren...

Von der Bühne auf die Leinwand übertrug Tony Piccirillo sein intensives Rache Drama über HIV und Schuld. Perfekt in Szene gesetzt und psychologisch brilliant. Sehr geschickt spielt Piccirillo mit der Dynamik der Beziehung der beiden grundsätzlich verschiedenen Typen. Selbstsicher, arrogant und überlegen der Eine; scheu, introvertiert und schüchtern der Andere. Dass Piccirillo darauf verzichtet, das Grundmotiv des Films mit erhobenem Zeigefinger zu erzählen, erhöht die Spannung des klaustrophobischen Thrillers, in dem es auf überraschende Weise um Leben und Tod geht.




Walking On Water (Australien 2002)

Einige der vor Leben geradezu kraftstrotzendsten Filme, ranken seltsamerweise um den Tod. Man denke an Joe Mantellos LOVE! VALOUR! COMPASSION! oder Ferzan Ozpeteks IGNORANT FAIRIES. So schafft es auch Teddy-Gewinner WALKING ON WATER tief unter die Haut zu gehen. Mit ergreifender Leidenschaft, melancholischen Zwischentönen, die nicht ins Sentimentale abrutschen, und erstaunlichem Humor.

Charlie und Anna haben ihrem besten schwerkranken Freund Gavin geschworen, Sterbehilfe zu leisten, sollte es einmal notwendig werden. Doch die "Zeremonie" im Kreis von Freunden und Familie verläuft weniger würdevoll als geplant.

Geschockt flüchten die Anwesenden nach Gavins Tod in verschiedene Zimmer, um kurz darauf in wilder Wut und mit wüsten Beschuldigungen aufeinander loszugehen.

So macht sich Charlie wegen der Tat Vorwürfe und sucht Trost bei seinem Lover Frank. Doch der ist mit der Situation überfordert. Während Mutter Margaret nicht genug Beachtung findet, schlittert Schwiegertochter Kate in die Ehekrise, als sich Anna – als eine Art Schnelltherapie gegen Gavins Verlust – ihren Gatten schnappt. Gefundenes Fressen für Charlie, der Annas Verhalten unmöglich findet und eine Chance wittert, seiner Trauer Luft zu verschaffen.





Le Placard (Frankreich 2000)

Mit einem Budget von fast 100 Millionen Francs und einem ungewöhnlichen Aufgebot an Filmstars avancierte Le Placard (EIN MANN SIEHT ROSA), die französische Antwort auf DER BEWEGTE MANN, zum Komödienüberflieger und spielte selbst in den USA bisher 18 Mal mehr ein als einst Ralf Königs Filmadaption.

Zufällig erfährt die graue Maus François Pignon (Daniel Auteuil, DIEBE DER NACHT) von seiner Kündigung als Buchhalter einer Kondomfabrik. Doch der schwule Nachbarsrentner (Michel Aumont, HIPPOLYTES FEST) spendet pragmatischen Rat und schickt kommentarlos eine Fotomontage François' in eindeutig schwuler Positur an die Firma. Pignons Chef (Jean Rochefort, BARRACUDA) wittert einen Boykott der Hauptzielgruppe seines Kundenstammes wegen vermeintlich homophober Firmenpolitik und weist nicht nur eine Beförderung Pignons an, sondern untersagt geschäftsmännisch jegliche Schwulenfeindlichkeit am Arbeitsplatz. Ein schwerer Schlag für Machorüpel Félix (Gérard Depardieu, ABENDANZUG). Seine schadenfrohen Kollegen (Thierry Lhermitte, LITTLE INDIAN - EIN INDIANER IN PARIS) flunkern ihm vor, er stehe ganz oben auf der Abschussliste, wenn er nicht seine geballte Weltoffenheit in Sachen "Der Schwule - mein bester Freund" hervorkitzele. Sohnemann findet Papa plötzlich ungemein cool, und selbst die Ex-Frau bekundet ungewöhnliches Interesse, während Kollegin Bertrand (Michèle Laroque, MEIN LEBEN IN ROSAROT) sich auf die Fahnen geschrieben hat, Pignon als Orientierungshochstapler zu enttarnen...

LE PLACARD ist ein Mainstreamfilm, der dadurch besticht, dass er ebenso, eher sogar besonders von einem schwulen Publikum genossen werden kann. Hochnotpeinlicher gelenkgeknickter "Ich mach auf schwul" Slapstick bleibt uns dankend erspart. Stattdessen verändert Pignon sein Verhalten mit keinem Wimpernschlag. Vielmehr lässt er den neuen Wahrnehmungsphantasien seiner Mitmenschen freien Lauf. So schlägt dem Betriebshomo wider der Realität alsbald nicht nur das Kaleidoskop schwuler Klischees entgegen, sondern auch Wellen schleimigster PC-Toleranz.


Drift (Kanada/USA 2001)

Drehbuchautor Ryan (R.T. Lee – BEVERLY HILLS - 90210, PARTY OF FIVE, MAD ABOUT YOU) lebt seit drei Jahren mit seinem Freund Joel (Greyson Dayne) in einer harmonischen Beziehung – zu harmonisch, wie Ryan findet. Auf einer Party trifft er den unerfahrenen, wissbegierigen Studenten Leo (Jonathon Roessler), mit dem ihn einiges verbindet. Beide sind von Toronto nach L.A. gezogen und können sich angeregt über Slasher-Movies und schwule Serienkiller unterhalten. Da er diese Ebene bei Joel vermisst, trennt sich Ryan kurzerhand von ihm. Aber war Leo das wert?


Dienstag, 9. Juni 2009

Update Juni -Projekt-

So, es ist soweit. Die ersten interessierten haben sich bei mir gemeldet und wir haben zwei Termine ausgemacht um die bereits vorhandenen Ideen zu besprechen, vielleicht neue Ideen zu bearbeiten und die weitere Vorgehensweise abzusprechen.

Wer Lust hat ist gerne Willkommen, bitte vorher per Mail bei mir melden. Danke 8-)

Folgende Termine stehen zur Auswahl:

Donnerstag, den 11.06.2009 um 11.00 Uhr, Treffpunkt vor dem Cinestar am Potsdamer Platz


Freitag, den 12.06.2009 um 19.30 Uhr, Junction Bar, Gneisenaustr. 18, Berlin-Kreuzberg