Samstag, 15. November 2008

Update

So, meine neuesten Updates sind da und ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Da hier in Berlin das Wetter gerade nicht wirklich einladend ist (es ist grau, kalt und es regnet) habe ich mal einige Filme herausgesucht die wie Medizin gegen winterliche Stimmungstiefs wirken. Enjoy 8-)

Goldfish Memory (Ireland 2003)

Was ist das beste Rezept gegen Liebeskummer? Eine neue Flamme! Also machen wir's doch wie die Goldfische! Dank ihres nur dreisekündigen Gedächtnisspeichers sind die evolutionstechnisch wohl gegen Herzschmerz immun und können flugs in den nächsten (Fische)-Flirt stürzen anstatt zuhause Trübsal zu blasen.




Mit dieser Philosophie liefert uns die vielleicht schönste Romantic Lesbian/Gay Comedy erinnerungswürdige und vor allem extrem lustige Einblicke in das Paarungsverhalten geschlechtsreifer Großstädter in Dublin: Tom liebt Clara. Die ist aber in Angie verknallt. Angie kommt mit Claras Bisexualität nicht klar und datet daher neuerdings Kate. Dann wird sie versehentlich von ihrem besten schwulen Freund Red geschwängert. Dieser wiederum verhilft gerade seinem Traumprinzen zum Coming-out...

Liz Gills Script ist so umwerfend komisch, gespickt mit pfiffigen Dialogen und famosen Regieeinfällen, dass der bunte Reigen lesbischen, schwulen, bisexuellen und heterosexuellen Treibens immer so weitergehen könnte.

Aber der Kreis schließt sich nahtlos und nachdem sich in der liebeshungrigen Kettenreaktion alle Protagonisten irgendwie mal miteinander ausgetauscht haben, steuern die frisch gebackenen Pärchen allesamt in den rosaroten Hafen des Happy Ends.

Medizin gegen winterliche Stimmungstiefs!

Elephant (USA 2003)

Der zehnte Spielfilm des offen schwulen Fotografen und Filmemachers Gus Van Sant, der ebenso verdient wie überraschend die Goldene Palme in Cannes gewann, legt es auf hitzige Diskussionen an.

Zunächst folgt er scheinbar planlos einer handvoll attraktiver Jugendlicher, allesamt dargestellt von Laien aus der Umgebung von Portland, durch einen ganz normalen Highschool-Tag. Nach etwa zwanzig Minuten zeigt er fast beiläufig zwei Jungs, die in Combat-Outfit und bis an die Zähne bewaffnet die Schule betreten. In diesem Moment wird klar: Dies ist ein Film über ein Schulmassaker, wie es 1999 in Littleton stattfand. Die Flashbacks und Perspektivenwechsel, die Van Sant nun Schlag auf Schlag folgen lässt, laden bereits gesehene, zuvor unverfängliche Szenen wie mit Starkstrom auf.

Die unerträgliche Spannung kann sich letztendlich nur in nackter Raserei entladen.

Antworten nach dem Warum verweigert Van Sant. Dafür listet er all die Lieblingsspekulationen der Boulevardpresse über die Motive der Täter auf und entwertet sie damit gekonnt.



Die Jungs spielen Videogames, mögen Hitler, ballern gern rum und sind – Gipfel des Affronts – womöglich auch noch schwul.

ELEPHANT wütet wie durch einen Porzellanladen und überrollt uns mit seiner verzweifelten Poesie.



Eden's Curve (USA 2003)

Wir schreiben 1972 als Peter (Sam Levine) sein erstes Jahr an einem elitären College in Virginia antritt. Blond, hübsch und muskelbepackt fällt ihm der Anschluss nicht schwer. Schnell avanciert er zum Mitglied einer exklusiven Bruderschaft und wird argloser Mittelpunkt eines undurchschaubaren Ränkespiels um sexuelle Exzesse, Drogen und Eifersucht.



So befindet er sich nicht nur unversehens in einer Menage à Trois mit dem düster-erotischen Joe (Trevor Lissauer) und dessen taffer Freundin Bess (Amber Taylor), auch der dekadente Oscar Wilde-Verschnitt Will (Bryan Carroll) macht ihm – zur offensichtlichen Provokation Joes – eindeutige Anträge.




Eine prekäre Situation, deren Zügellosigkeit jederzeit in Gewalt umschlagen kann. Als sich dann auch noch eine Romanze zwischen Peter und seinem Literatur-Prof Ian (Julio Perillán) anbahnt, entladen sich die aufgestauten Spannungen in einer Katastrophe...

Die poetische Kamera und das auf einer wahren Geschichte basierende Skript machen Anne Misawas Erstling zu einem Film, der lange nicht loslässt.

Conspiracy Of Silence (Großbritanien 2003)

An einem irischen Priesterseminar wird der Priesterschüler Daniel McLaughlin (Jonathan Forbes) in augenscheinlich kompromittierender Situation mit einem anderen Novizen ertappt. Er fliegt sofort von der Schule – soll er vielleicht doch lieber seine Ex-Freundin Sarah heiraten anstatt sein Leben Gott zu weihen?




Zur selben Zeit recherchiert Reporter David Foley (Jason Barry, Titanic) den Selbstmord des HIV-positiven Paters Vater Sweeney (Patrick Casey) und erfährt von dessen fester Beziehung mit dem ehemaligen Geistlichen Matthew Francis (John Lynch). Doch die Kirche versucht mit drastischen Methoden jeden Skandal im Keim zu ersticken...

Nach Antonia Birds PRIEST und Peter Mullans mitreißendem THE MAGDALENE SISTERS (verzaubert 2002) prangert nun Regisseur, Drehbuchautor und selbst Katholik John Deery die Bigotterie der katholisch-irischen Kirche an, die sich vehement gegen Reform und Verweltlichung wehrt.

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, spannend erzählt und hochkarätig besetzt (u.a. mit John Lynch, SLIDING DOORS und der wie immer großartigen Brenda Fricker, Oscar für MY LEFT FOOT), presst der Film den Finger auf die Wunde in der Diskussion um Homosexualität und Zölibat.

Camp (USA 2003)

Die Gewinner von "Fame Academy" und "DSDS" würden es genau bis ins Vorzimmer vom amerikanischen Camp Bravo schaffen. Denn in Anbetracht der geballten Ladung Talent der jungen Darsteller in CAMP, kann hier jede 12-jährige Göre besser einheizen als Alexander und all die anderen Supermarktketten-Performer.




Die erste große Liebe, der Schweiß stundenlanger Proben und der elterliche Stolz auf die Kids, die zum ersten Mal die Bretter betreten, die die Welt bedeuten – dies alles macht die campy Comedy zu einem unschuldigen Leckerbissen.

Auch die gänsehauterzeugenden Gesangs- und Tanznummern sind vom Allerfeinsten, ebenso wie die Dramen um den supersüßen Gitarrenspieler Vlad (ist er nun schwul oder straight?) oder die neuesten "Who's done it with whom"-Tratschgeschichten.

Fazit: Wer noch immer steif und fest abstreitet, jeeeemals "Popstars" eingeschaltet zu haben, aber trotzdem 'I Wanna Sex U Up' unter der Dusche grölt – für den ist CAMP ein absolutes Muss.

Between Two Women (Großbritanien 2001)

Ein klein bisschen wie im Märchen dürfen wir uns bei dieser warmherzigen, positiven Lovestory fühlen. Denn lesbisches Coming-out im England der späten 50er Jahre war sicher keineswegs leicht. Striktes Klassendenken und tradierte Rollenzuteilungen bestimmten das Gros der Frauenschicksale.

Doch mit Ellen Hardy erleben wir eine andere Geschichte. Als Hausfrau und Mutter lebt sie in ärmlichen Verhältnissen. Ihr Ehemann, ein grobschlächtiger, simpler Mensch, arbeitet in der hiesigen Fabrik. Einziger Lichtblick ist ihr 10-jähriger Sohn, der eine besondere künstlerische Begabung zeigt. Seine neue Lehrerin Kathy engagiert sich über alle Maßen, das junge Talent zu fördern.

Aber stecken noch weitere Beweggründe hinter diesem erstaunlichen Enthusiasmus? Bereits als sich Ellen und Kathy das erste Mal anlächeln, ahnen wir, dass hier die Liebe ihre Fangarme ausstreckt.

Auch wenn Ellen anfangs über die unbekannten Gefühle verwirrt ist, beginnt sie sich schnell aus dem Schattendasein ihres Mannes zu emanzipieren und, gemeinsam mit ihrem Kind, ihrem Herzen zu folgen.

Aprils Shower (USA 2003)

Ade Junggesellinnen-Dasein: In einer Woche gibt April ihrem Mr. Perfect das Jawort. Heute aber wird noch einmal zur rauschenden Brautparty geladen.

Gastgeberin ist Ex-Mitbewohnerin und Brautzeugin Alex, die mit ihren Kochkünsten glänzen darf. Doch vergießt sie nicht etwas überreichliche Tränen beim Zwiebelschneiden? Und was für seltsame Gäste trudeln da ins Haus? Die neugierige Stylistin Vicky, die aufdringliche Queen Jake oder Aprils Dramarama-Mama Fran sind keineswegs die skurrilsten Highlights.

Feurig streitende Lesbenpärchen, üppige Pornostars, bisexuelle Stripperinnen, trinkwütige Feuerwehrmänner und Picasso-eske Pizzabäcker folgen. Der Wein fließt in Strömen und das Gastmahl lockert die Zungen. Bald werden wir Zeuginnen der denkbar überraschendsten Enthüllungen – nur über den glücklichen Gatten in spe verliert niemand ein Wort...

Mit APRIL'S SHOWER gelingt Trish Doolan eine übersprudelnde Slapstick-Komödie mit gnadenlos romantischem Tiefgang. Zwischen Lachen und Weinen wird lustvoll über heterosexuelles Eheleben, lesbische Leidenschaft und wahre Liebe sinniert – und natürlich über die Frage: Was passiert, wenn der Traumprinz tatsächlich eine Prinzessin ist?

200 American (USA 2003)

Erst Cash – dann Sex! Zweihundert Dollar verlangt Callboy Tyler alias Ian für gewisse Stunden. Dem gutaussehenden, frisch beziehungsgeschädigten Conrad ist es das wert. Selbst einen Tausender pro Nacht lässt der Eigentümer einer erfolgreichen New Yorker Werbeagentur derzeit gern für puren Genuss ohne Komplikationen springen. Als Ian ihm gesteht, er brauche das Geld, um seine Freundin endlich vor den Traualtar führen zu können, bietet er dem "Hetero" in Nöten sogar eine gutbezahlte Praktikantenstelle an.

Doch das Photoshooting für die neue Kampagne mit einem exzentrischen Modefotografen, einer nymphomanischen Auftraggeberin, zickigen Models und dem sportlichen, an Ian äußerst interessierten Werbeleiter Michael hat für den angeblich straighten Praktikanten ungeahnte Folgen...

Zunächst mutet die romantische Komödie als schwule Variante eines Julia-Roberts-Film an. Und den "Pretty Man" in Gestalt des trainierten australischen Einwanderers Ian hätte wohl jeder gern in seiner Wanne liegen. Doch Regisseur LeMay hat für seinen Rentboy mit Herz und Body im tough-schrillen Big Apple noch ein paar Verwicklungen mehr in petto als das Cinderella-Märchen.

9 Dead Gay Guys (Großbritanien 2002)

Eine bitterböse Komödie für Fans des britischen Humors: Die beiden Iren Kenny und Byron – nach eigener Aussage eindeutig und unumstößlich hetero – wollen ihr Glück im wilden London suchen. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie durch sexuelle Dienste an schwulen Mitbürgern. Als sich die zwei jedoch auf die Suche nach einem geheimnisvollen Vermögen machen, beginnen plötzlich Leichen ihren Weg zu pflastern – neun schwule Jungs und eine Lesbe bleiben jäh auf der Strecke. Doch bekanntlich ist das eigentliche Markenzeichen des United Kingdom die Kunst der gepflegten Konversation.

So sinnieren die beiden Gigolos höchst vergnüglich und im breitesten irischen Akzent über das Leben im Allgemeinen, den Verbleib des gesuchten Geldschatzes und natürlich ganz besonders darüber, dass sie keineswegs schwul sind. Denn Blasen zählt noch nicht per Definition und ab und zu ein bisschen anal, was macht das schon...



Mit von der Partie auf der Suche nach Sex und Geld sind solch illustre Gestalten wie ein liebestoller schwuler Zwerg, ein Taxifahrer, dessen Spitzname "Dick Cheese" ihm die Freuden des Oralverkehrs versagt, sowie Ex-Denver-Star Michael Praed als "die Queen" und Marillon Sänger Fish als Freier.

Ein herrlich morbider Schenkelklopfer für die ganze schwule Familie.