Samstag, 21. Februar 2009

Urbania (USA 2000)

Von der Kritik als eine Art hartes, schwules Gegenstück zur Erfolgsserie SEX AND THE CITY bejubelt, ist URBANIA ohne Zweifel einer der eindrucksvollsten Filme, den man seit langem gesehen hat. Eine messerscharfe Satire am Puls der Zeit. Lebendig, real und packend erzählt. Innovativ, ohne sich in stilistisch kalten Schnörkeln zu verlieren.

Charlie (THE BIRDCAGE Dan Futterman) treibt rastlos durch die dunklen Straßen New Yorks. Immer wieder streift eine vage Erinnerung seine Gedanken. Kaum greifbar, wie das lästige Déjà-vu-Erlebnis eines unwirklichen Traums. Dabei kreuzen seinen Weg skurrile Bekanntschaften und flüchtige sexuelle Begegnungen, helfen ihm, die Fragmente einer tief verschütteten Wahrheit zusammenzusetzen...

Es ist ratsam, nicht zu viel von der eigentlichen Handlung preiszugeben. Begleiten wir die Reise des attraktiven Charly am besten unvoreingenommen und entdecken ihr Ziel, gleich einem coolen Selbstfindungstrip, jeder Zuschauer für sich. Dabei können wir uns auf die hervorragende Arbeit von Regisseur Jon Shear verlassen: Er ist ein genialer Beobachter und erzählt uns eine faszinierende Geschichte, gleichermaßen absurd und vertraut, makaber und witzig. Immer wieder fließen die sogenannten urban legends, Großstadtmythen, ein – wie etwa die des Lovers, dem nach einem One-Night-Stand plötzlich eine Niere fehlt oder die der Frau, die ihren Pudel in die Mikrowelle steckt, damit er sich nicht erkältet... Dass Shear nicht gleich zur Sache kommt, sondern den Zuschauer über lange Zeit im Dunkeln tappen lässt, macht die Sache um so spannender.

The Perfect Son (Kanada 2000)

Der renommierte Anwalt Ryan und der rebellische Theo sind Brüder wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Erst durch den Tod des Vaters kommen sie sich näher, und Theo muss feststellen, dass er von Ryan, dem 'perfekten Sohn', bisher eigentlich gar nichts wusste. Jetzt, nach Dads Beerdigung, hat Ryan die Schnauze voll von der Versteckspielerei. Er ist offen schwul und seit vielen Jahren HIV-positiv. Ohne Frage ein glücklicher, gestandener Mann, der mit sich im Reinen ein erfülltes Leben führt.

Aber es ist an der Zeit, ein wenig von der Unterstützung zurückzubekommen, die er der Familie stets zuteil werden ließ. Und das bedeutet auch für den kleinen Bruder sich zu beweisen und endlich Verantwortung zu übernehmen. Langsam lösen sich die aufgestauten geschwisterlichen Emotionen. Gefühle des Vertrauens und Respekts breiten sich aus, und die beiden erkennen wie wichtig ihre Bindung füreinander ist...
Diese kanadische Produktion besticht durch die schauspielerischen Leistungen von Theo (David Cubitt) und Ryan (FACE/OFF Colm Feore), die mit viel Einfühlungsvermögen und Charisma ihren Rollen eine unerwartete Authentizität einhauchen. Ein Film, der auf unprätentiöse Weise zum Nachdenken anregt.

KM.0 - Kilómetro Cero (Spanien 2000)

Der Titel bezieht sich auf einen Platz an der Puerta del Sol in Madrid, den „Kilómetro Cero“. Hier finden sich eines schwülen Augusttages sieben Paare zusammen; durch geplante Verabredungen wie durch zufällige Treffen.

Eine reiche ältere Dame hat Sex mit einem Gigolo, kann es hinterher nicht lassen in seinen Papieren herumzuschnüffeln und vermeint in ihm den verlorenen Sohn zu entdecken, den sie 26 Jahre zuvor zur Adoption freigab...

Dabei gehören die Papiere seinem schwulen Mitbewohner Benjamin, der über das Internet den Tänzer Bruno kennengelernt hat. Trotz einer heißen Nacht zickt Bruno immer noch herum, weil Benjamins Online-Visitenkarte dreist erlogen war...

Maximo, ebenfalls schwul, kümmert sich derweil um einen verklemmten Hetero, der vergebens auf seine Verlobte wartet...

KM.0 ist ein amüsant-erotischer Ensemblefilm, in dem viel geschwitzt wird, und die attraktiven Darsteller am liebsten unbekleidet durch die Wohnung stolzieren.


The Iron Ladies (Thailand 2000)

Der Publikumsliebling der Berlinale – die gelungene Komödie um ein queeres Volleyballteam. Das wäre an sich nichts Spektakuläres, würde es sich um die Gay Games oder ähnliche Veranstaltungen handeln. Doch wir befinden uns in der thailändischen Bundesliga und das Team – nur zusammengekommen aufgrund der Homophobie all derer, die tuntige Spieler nicht im Team haben wollten – ist auf dem Weg zur Landesmeisterschaft!

Trainiert von einer charismatischen Lesbe macht sich die Mannschaft mit den Drag-Queen-Drillingen, dem transsexuellen Bühnenstar, dem muskelbepackten Fingernagel- und Make-up-Spezialisten und einem stillen Prä-Coming-outler auf, den harten Weg inmitten von Machogehabe, üblen Sprüchen und Bedrohungen erfolgreich zu beschreiten.

Und das Beste an der Geschichte: All das ist wirklich passiert! Am Ende des Films sieht man die „wahren” Akteure in einer TV-Show und muss sich vor Regisseur Yongyooth Thongkonthun verbeugen, denn ihm ist eine authentische Umsetzung der Charaktere gelungen, die Seele und Lachmuskeln des Publikums zu bewegen vermag.




Hedwig And The Angry Inch (USA 2000)

In grellen Bildern und mit deftiger Rockmusik gewürzt wird die schier unglaubliche Geschichte des Ostberliner Hansel erzählt, der in den 80er Jahren einen GI heiraten will. Um die DDR als Angetraute des Amis zu verlassen, muss Hansel allerdings zu Hedwig werden und „ein Stück von sich zurücklassen”. Von der verpfuschten Geschlechtsumwandlung bleiben eineinhalb wütende Zentimeter (angry inch) buchstäblich hängen.

Hängenbleiben wird Hedwig auch in der amerikanischen Provinz, denn ihr Mr. Right lässt sie nach nur einem Jahr sitzen. Allein und desillusioniert erlebt sie in ihrem abgeranzten Trailer den Mauerfall im Fernsehen.

Mit Lover Tommy und vielen guten Rocksongs beginnt sie zunächst einen hoffnungsvollen Neustart als Sängerin, nur um erneut verraten zu werden. Denn auch Tommy macht sich aus dem Staub, nicht ohne die gemeinsam geschriebenen Songs mitzunehmen. Während er mit dem geklauten Liedgut zum gefeierten Star avanciert, tourt Hedwig mit ihrer Band durch drittklassige Restaurantketten und erzählt ihre tragische Geschichte jedem, der sie nicht hören will. Gottseidank trifft man sich im Leben immer zweimal...

Dieser, mit dem Teddy 2001 als bester lesbischschwuler Spielfilm ausgezeichnete Streifen, ist ein weiteres Highlight aus der Produzentenschmiede Christine Vachons. Getragen wird HEDWIG aber vor allem von Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller John Cameron Mitchell. Jahrzehnte nach THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW wird uns ein neues Kultmusical um Transen, Rock’n‘Roll und gescheiterte Liebe geboten – der Party-Film zum Comeback der 80er Jahre.

Samstag, 14. Februar 2009

Updates

So, nach sehr langer Zeit habe ich die Zeit gefunden meinen etwas sehr vernachlässigten Blog zu updaten. Irgendwie wollte mir bis jetzt nicht wirklich was Gutes einfallen und da mich heute morgen die 'Muse' geküsst zu haben scheint, dachte ich mir, ich nutze das ganze und erfreue meine Leserschaft mal mit neuen Filmhighlights.

Diesmal sind auch zwei Kurzfilme dabei, die mir sehr am Herzen liegen. Viel Spass ;-) und "Happy Valentines Day".

The Fluffer (USA 2000)

Johnny (BAYWATCH Scott Gurney) ist der Traum eines jeden schwulen Pornokonsumenten: geil, muskulös, großschwänzig und dumm – aber leider hetero. Das findet Sean (eben jener naive Pornokonsument) aber erst reichlich spät heraus und will es auch gar nicht so recht glauben.

Der Job seines Lebens kommt in Form der “Men of Janus” daher, einer schwulen Pornoproduktion, die ihn zunächst als Kameramann benötigt. Eines Tages wird am Set ein fluffer gebraucht, ein williger Mund, der Johnnys bestes Stück in den Drehpausen zum Stehen bringt.


Sean springt nur allzu gerne ein. Zwischen dem Traumschwanz und dem Naivling keimt fortan eine zarte Freundschaft; für den einen ist es Mittel zum Zweck, für den anderen die große Liebe. Leider bleibt für Romantik zwischen den Takes wenig Zeit...

Wash West und Richard Glatzer (GRIEF) haben mit scharfem Insiderblick einen romantischen Thriller im Setting der schwulen kalifornischen Pornoindustrie gemacht, der einem wirklich jede Illusion rauben kann.





Big Eden (USA 2000)

Als einer der Favoriten des Outfest 2000 in Los Angeles präsentierte sich BIG EDEN, das vielfach preisgekrönte Erstlingswerk von Thomas Bezucha:

Eingebettet in den Schoß der malerischen Berge Montanas entfaltet sich die Geschichte des New Yorker Künstlers Henry Hart (TEQUILA SUNRISE Arye Gross), der in seine Heimat zurückkehrt um seinen kranken Großvater zu pflegen. Völlig unerwartet trifft er dort auf seine alte Highschool Liebe Dean Stewart (IF THESE WALLS COULD TALK Tim DeKay), der sich von seiner Frau getrennt hat. Entzückt über die Gunst des Schicksals verlängert Henry kurzerhand seinen Aufenthalt und beginnt sein Netz der Verführung zu spinnen. Fixiert auf Dean merkt er natürlich nicht, dass auch der scheue Native American Pike Dexter (THE LAST OF THE MOHICANS Eric Schweig) sein Herz an ihn verloren hat.

Das nun stattfindende Liebeswerben in bewährter Dreieckskonstellation ist vertraut. Originell und wirklich witzig ist jedoch die Reaktion der Kleinstadtbewohner. Diese begegnen den Bedürfnissen der Männer mit einer unerwarteten Warmherzigkeit. Bestens über alle Geschehnisse informiert helfen sie mit einem Augenzwinkern sogar dem Schicksal auf die Sprünge, damit am Ende die wahrhaft liebenden Herzen zueinander finden.


Safe Journey (USA 1999)

Das Schicksal führt einen verletzten Stricher und einen verzweifelten Mann zusammen. Gemeinsam findet sich ein neuer Lichtblick in SAFE JOURNEY...






Part 1:


Part 2:


Video: JustForFunBln

Zen And The Art Of Landscaping (USA 2001)

Die unverhoffte Verführung des jungen Landschaftsgestalters Zen löst eine hochgradig explosive Familiendrama-Lawine aus. ZEN AND THE ART OF LANDSCAPING beweist einmal mehr: Schuld hat prinzipiell der Gärtner…





Part 1:


Part 2:


Video: rimiagarwala

Anatomy Of A Hate Crime (USA 2001)

Produziert von Oscargewinner Lawrence Bender (GOOD WILL HUNTING) war dies der Startschuss zur ganzjährigen US-MTV-Kampagne 2000 Fight For Your Rights.

Selten hat ein Verbrechen so starke Wellen geschlagen wie die Ermordung des 21-jährigen Matthew Shepard im Oktober '98. Das Opfer wurde von zwei jungen Männern geradezu gekreuzigt. Das Tatmotiv: Matthew war schwul. Angekettet an einen Zaun auf unbebautem Grasland, musste der schwer verletzte Student über Tage hinweg leiden. Weder die Täter noch deren Freundinnen ließen ihm in dieser Zeit in irgendeiner Weise Hilfe zukommen.

Das erschütternde Nachspiel: die religiöse Rechte begrüßte den Mord lauthals. Dass auch der Mörder Aaron McKinney (THE FIVE SENSES Brendan Fletcher) und sein Komplize Henderson gesellschaftliche Außenseiter darstellen, die von Arbeitskollegen gehänselt ohne berufliche Perspektive dahindämmerten, ist um so tragischer, als es gerade diese Menschen waren, denen Matthew stets die Hand reichte...

In Loving Memorie of Matthew Shepard:



Video: eddrick

Absolument Fabuleux (Frankreich 2001)

Bekanntlich lassen es sich die Amerikaner nicht nehmen, französische Kultfilme wie AUSSER ATEM oder NIKITA neu zu kreieren. Diesmal jedoch haben die Franzosen einen klasse Stoff von den Briten eingeheimst und einen verwegenen Wunsch realisiert: den TV-Kulttrash ABSOLUTELY FABULOUS auf Celluloid zu bannen. Très français, aber dennoch très kultig.

Jennifer Saunders, Schöpferin, Produzentin und Co-Star der Original-Serie, war begeistert und beehrt die deftige Comedy mit einem Gastauftritt. Dicht gefolgt von Prominentencameos im Kaliber der atemberaubenden Catherine Deneuve oder eines Jean-Paul Gaultier, der sich im übrigen für die künstlerisch schrille Leitung des Film verantwortlich zeigt.

Ansonsten ist bei ABSOLUMENT FABULEUX business as usual: Das exzentrische Gespann Eddie und Patsy – genial verkörpert von den gestandenen Aktricen Josiane Balasko und Nathalie Baye – quält seine Umwelt mit größtem Enthusiasmus, allen voran Eddies prüde Tochter Safrane. Geschmacklose Shoppingorgien, kontinuierlich knallende Champagnerkorken, Korruptionsaffären und diverse Verführungsversuche Minderjähriger oder das Betreiben der erfolglosesten Talentagentur des Landes lassen nur noch eine Frage offen: Schaffen es die beiden zur neuesten Prêt-à-porter rechtzeitig aus dem Knast?

Hier der YouTube Teaser, leider nur auf französisch:

101 Reykjavík (Island/Dänemark/Frankreich/Norwegen 2001)

Jede Frau kann ihr lesbisches Coming-out feiern – selbst die eigene Mutter! Diese freudianische Erfahrung macht Sohnemann Hlynur, der mit Ende zwanzig immer noch zu Hause wohnt.

Doch vorbei das bequeme Leben, als eines Tages die coole Lola (KIKA Victoria Abril) mit in die Wohnung einzieht. Die Powerfrau bringt frischen Wind in die Bude und entzückt vor allem Mami Berglinds Libido. Die Frauen verlieben sich.

Indes fühlt sich Junior, der bisher nicht einmal seine eigenen Unterhosen kaufen musste, so richtig aus dem Nest geschubst. Ein flüchtiger Fick mit der neuen Freundin seiner Mutter verkompliziert die Lage. Dennoch – die Frauen bleiben sich treu und machen unmissverständlich klar: „Wir sind lesbisch und glücklich. Such dir dein eigenes Leben.“

Als Lola plötzlich schwanger und Berglind über die bevorstehende Geburt überglücklich ist, dämmert es dem verunsicherten Hlynur, dass er als unfreiwilliger Samenspender bald Vater seines eigenen Geschwisterchens wird. Da verstehe einer die modernen Frauen...

Eine herrlich abgedrehte Komödie aus Island, die neue Beziehungshorizonte entdeckt und das Thema ‘Familienbande’ gänzlich undramatisiert in Szene setzt.

Samstag, 7. Februar 2009

VERZAUBERT - 18. Internationales Queer Filmfestival

So nachdem nun schon der eine oder andere Monat ins Land gegangen ist und ich meinen Blog doch sträflicherweise mehr als nur vernachlässigt habe, hier ein kleines Update als erste Einstimmung auf 2009.

Es ist mal wieder soweit und das 18. Internationale Queer Filmfestival, kurz "VERZAUBERT" steht an. In der Zeit vom 18. März bis 08. April 2009 werden in den Städten Berlin, Frankfurt, Köln und München wieder interessante Filme gezeigt.

Da ein entsprechendes Programm mit den einzelnen Filmen noch nicht verfügbar ist, werden diese Infos sobald wie möglich von mir nachgereicht.

Also freuen wir uns darauf was kommt ^^