Samstag, 4. Juli 2009

C.R.A.Z.Y. (Kanada 2005)

Regisseur Jean-Marc Vallées wilde Hommage an drei rockende Jahrzehnte brodelnder Popkultur und das Aufbegehren der jungen Generation reüssiert auf allen Ebenen seiner komplexen Erzählung: Ob als bewegendes Coming-out-und-Coming-of-Age-Drama im Montréal der 60er bis 80er Jahre, ob als tragikomische Chronik einer liebevoll schrulligen Sippe oder magisches Epos über Gott, Drogen, Sex und Bowies' "Space Oddity".

Dass Zachary ein Querkopf ist, lässt er die Familie schon bei seiner Geburt spüren: Ausgerechnet am Weihnachtsabend muss der Bengel ans Licht der Welt drängeln – Dad bereits in Chansons schmetternder Feierlaune, seine Brüder gerade im Anschlag, die ersehnten Geschenke aufzureißen. Nun müssen alle ins Krankenhaus hetzen, die Ankunft eines weiteren Sohns des gut bürgerlichen Katholiken-Clans Beaulieu zu begrüßen, den Vierten wohlgemerkt! Dieser "göttliche" Geburtstermin prägt Zachary auf vielfältigste Weise. Während Mama Laurianne ihren Kleinen stets als jemand besonderen idealisiert (und in der Nachbarschaft gar das Gerücht verbreitet, er verfüge wie Jesus über wundersame Heilkräfte), bleibt für Paps Gervais sein "etwas anderer" Sohn mit dem Hang zum Mädchenkram und Major Tom ein Buch mit sieben Siegeln; ein Knabe, auf den er dringend ein Auge haben sollte.

Zentraler Aspekt des Films sind die unglaublich spannend erzählten unterschiedlichen Vater-Sohn-Beziehungen: Auf der einen Seite die Bevorzugung des Ältesten, Frauenheld Ray, der Gervais' Definition von Männlichkeit zwar vollends entspricht, doch sich letztendlich als Enttäuschung entpuppt. Auf der anderen Seite des Vaters inbrünstiger Kampf um Zacs "Heterosexualisierung", dessen mit viel Humor inszenierter "Leidensweg" zum offen schwulen jungen Mann immer wieder die bizarrsten Irrwege einschlägt.

C.R.A.Z.Y ist geballte Emotion. Vom herzhaften Lachen, romantischen Mitfiebern bis zur Taschentuchattacke hat der Film seine Zuschauer fest im Griff und wurde auf dem Toronto International Film Festival als bester kanadischer Film 2005 ausgezeichnet.



Keine Kommentare: