Sonntag, 14. September 2008
Boy Culture (USA 2006)
Wenn das keine Empfehlung ist: Romanautor Matthew Rettenmund höchstpersönlich meldete sich bei der Filmdatenbank imdb.com mit einem Kommentar zu Wort und erteilte der Verfilmung seines Buches die Weihen: „Es gibt viele Schwulenfilme, die ich nicht zu meinen Lieblingen zählen würde. Ich hatte so meine Ängste, dass auch diese Adaption lächerlich ausfallen würde, aber ich kann gar nicht genug betonen, dass ich finde, die Filmemacher haben eine exzellente Arbeit abgeliefert.“ Gut gebrüllt – BOY CULTURE ist ein Erlebnis und macht Spaß, ohne jemals flach zu sein. X ist Hauptfigur und Erzähler von Q. Allan Brockas elegantem, gewitzten und kein Blatt vor den Mund (oder Körper) nehmenden Beziehungsreigen über eine schwule WG, wie man sie vielleicht in einer Mischung aus QUEER AS FOLK und SEX AND THE CITY erleben könnte. Der Romanvorlage gerecht werdend, bietet die in Seattle angesiedelte Sittenkomödie komplizierte Gefühle und vielschichtige Beziehungen ebenso wie coole Klamotten und durchdesignte Wohnungen – das Ganze gewürzt mit reichlich smart-spitzen Bemerkungen.
X schlägt sich als Edel-Callboy durchs Leben, um seinen exquisiten Lifestyle zu finanzieren, hat dabei aber nie mehr als zwölf Kunden (seine „Jünger“, wie er sie nennt) in der Kartei – man hat ja gewisse Standards. Eigentlich ist er in seinen hinreißenden Roommate Andrew verliebt, der ihm jedoch die kalte Schulter zeigt und seine Neigungen lieber mit wechselnden Jungs ausprobiert, während Nesthäkchen Joey jederzeit bereit wäre, X zur Seite zu stehen – ohne Erfolg, denn der hat nur Augen für Andrew. Überhaupt ist es X’ Problem, dass er nur dann Sex haben kann, wenn man ihn dafür bezahlt. Das ist schließlich der Knackpunkt seiner Beziehung mit seinem neuen Freier Gregory, einem kultivierten, älteren Herrn, der seine Zeit mit X in seinem geschmackvoll eingerichteten Appartement nutzt, um mit ihm zu reden – und langsam dessen sorgfältig errichtete Mauer, sich keinesfalls jemals eine Blöße zu geben, niederreißt.
Regisseur Brocka nähert sich seinem Sujet ohne Vorbehalte und bedient sich stilistisch bei Danny Boyles Popart-Mosaik TRAINSPOTTING, ohne dass man ihm böse dafür sein will. Dafür ist seine entspannte Haltung zu erfrischend, dafür sind die Schauspieler zu gut: Gerade sexy Newcomer Derek Magyar sieht nicht nur gut aus, sondern beweist in seinen Szenen mit dem souveränen Rohmer-Veteran Patrick Bauchau ungeahnte Tiefe – und findet dabei sein OWN PRIVATE IDAHO, wenn man so will.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen