Montag, 25. August 2008
Boys Don't Cry (USA 1999)
Der mittlere Westen Amerikas. Staubige Käffer. Gelangweilte Kleinbürger, deren Feierabendamüsement aus Saufen, Prügeln und Karaoke besteht. Doch in einem dieser Provinznester – Falls City, Nebraska – offenbart sich ein so außergewöhnliches Schicksal, so kompliziertes Liebesdreieck und so furchtbares Verbrechen, daß eine gesamte Nation und weltweite Community in Aufruhr versetzt wird. Es ist die wahre Geschichte von Brandon Teena.
Als Brandon in Falls City ankommt, gibt es endlich eine Zukunft für ihn. In seiner Heimatstadt war er ein Außenseiter, doch hier, nur fünfundsiebzig Meilen entfernt, gelingt es ihm schon bald, die Herzen der Gemeinde im Sturm zu erobern. Die Leute mögen den scheu lächelnden Fremden, der ein super Kumpel ist und dem die “Weiber” nur so hinterherrennen. Doch Falls Citys “Prince Charming” hütet ein tiefes Geheimnis. Als er sich in die schöne Lana verliebt und die beiden eine feste Beziehung eingehen, beginnt Brandons nahezu perfekt arrangiertes Doppelleben zu zerbrechen... Mittlerweile ist sein Name vielen bekannt: Brandon Teena, alias Teena Brandon, wurde in einem weiblichem Körper geboren, entschied sich aber bereits in jungen Jahren, seine männliche Identität auszuleben. Es ist die erschütternde Biographie eines Menschen, der weiß, was er will und welche Identität für ihn existentiell ist, dessen Wunsch aber negiert, dessen Persönlichkeit gesellschaftlich entmündigt wird. 1993 wurde Brandon Teena brutal ermordet. Gerade 21 Jahre alt. Er bezahlte mit dem Tod, daß er als Mann leben und lieben wollte.
Regisseurin Kimberly Peirce gelingt das Kunststück, Brandons Schicksal feinfühlig in seiner gesamten Ambivalenz aufzufächern. Wir erleben Brandons glückliche Zeit unter Freunden, fühlen seine Liebe zu Lana, seine Angst vor Entdeckung, die Hoffnung auf Frieden und Akzeptanz, die Ohnmacht im Angesicht der dramatischen Entwicklung. Vier Jahre lang engagierte sich Produzentin Christine Vachon, dieses einzigartige Projekt für die Leinwand zu realisieren. Hunderte von Schauspielerinnen mußten für die Rolle des Brandon vorsprechen, bis sich Regisseurin Peirce auf Anhieb für Hilary Swank entschied. Im Flanellhemd, die langen Haare unter einem Cowboy-Hut versteckt, überzeugte sie als “Typ”. Ihre überragende Darstellung ist großer Teil des Erfolges, wie auch das gesamte Ensemble: Chloë Sevigny (KIDS) liefert eine Glanzleistung in der Rolle der coolen Lana, des weiteren beeindrucken Alison Folland (ALL OVER ME), Peter Sarsgaard (ANOTHER DAY IN PARADISE) und Brendan Sexton III (PECKER).
BOYS DON'T CRY ist ein mutiger, brisanter Film, der weh tut, beschämt – vorantreibt. Daß ein Film mit derart spezifischem Inhalt wie Frau-zu-Mann-Transsexualität von einem Major-Studio unterstützt und international einen Kinostart erlebt, war bahnbrechend.
Das Wunderbare an diesem Film: Er wächst weit über seine Thematik hinaus. Zurückhaltend, fast ängstlich betraten Hilary Swank, Chloë Sevigny und Kimberly Peirce die offizielle Premierenvorführung in Venedig, konnten sie doch schwer einschätzen, wie ein breites Publikum reagiert. Der tosende, nicht endenwollende Applaus war nur ein weiteres Zeichen, daß BOYS DON'T CRY Grenzen sprengt.
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1 Kommentar:
was hab ich bei diesem film geheult.. unglaublich... aber ich habe wirklich selten einen so einfühlsamen und wirklich bedrückenden film gesehen. ich frage mich allerdings immer, wann wohl der erste wirkliuch ernsthafte film über einen mann zur frau transgender auf den markt kommt. klar, transen sind immer ein spannendes thema, aber transgender an sich ist ja doch eher das stiefkind unseer gesellschaft..
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